Küblisertunnel nach acht Jahren Bauzeit eröffnet
Ende Juni 2016 wurde die 3350 m lange Umfahrung Küblis zwischen Dalvazza und Prada im Schweizer Kanton Graubünden für den Verkehr freigegeben, womit der Ort Küblis vom Durchgangsverkehr der Nationalstraße A28 Dalvazza–Selfranga entlastet wird. Hauptbestandteil dieser Umfahrung ist der 2255 m lange Küblisertunnel mit zwei Fahrspuren im Gegenverkehr und einem parallelen, 2015 m langen Sicherheitsstollen in 30 m Abstand, der alle 230–290 m durch Querschläge mit dem Küblisertunnel verbunden ist.
Knapp fünf Jahre nach dem Baubeginn im Mai 2008 wurde im März 2013 der Tunneldurchschlag gefeiert. Nach dem anschließenden Innenausbau inklusive der elektromechanischen Anlagen folgte die diesjährige Inbetriebnahme innerhalb des Terminplans. Die Kosten für den Tunnel bleiben mit rund 210 Millionen Schweizer Franken (190 Millionen Euro) ebenfalls im vorgegebenen Rahmen.
Der Tunnel verläuft in Richtung Ostportal mit einer Steigung von bis zu 4,6 %; das Tunnelnormalprofil in den Felsstrecken ist hufeisenförmig gestaltet, mit 4,5 m Lichtraumhöhe, 7,5 m Fahrbahnbreite sowie beidseitig 1,4 m Bankettbreite. Hinzu kommen Ausstellbuchten, ebenfalls an beiden Seiten der Tunnelwände.
Insgesamt 265 m wurden an beiden Portalen in Tagbauweise angelegt; der bergmännische Teil des Küblisertunnels, mit einer maximalen Überdeckung von 140 m, ist 1890 m lang und wurde, ebenso wie der parallele Sicherheitsstollen, im Sprengvortrieb steigend aufgefahren.
Zeitgleiche Bauvorgänge
Der Tunnel erhielt ein abgedichtetes Innengewölbe von 30 cm Dicke; in Abschnitten mit ungünstigen geologischen Verhältnissen wurde die Innenschale bewehrt und mit einem Sohlgewölbe ergänzt. Der Sicherheitsstollen weist mehrheitlich einen einschaligen Ausbau aus Stahlfaserspritzbeton und Ankern auf; bei Bedarf kam zur Verstärkung ein Stahleinbau zum Einsatz.
Zeitgleich mit dem Innenausbau in der westlichen Tunnelhälfte wurden auch die weiteren Ausbauarbeiten (Fahrbahnbelag, Tunnelbeschichtung, Installation der Betriebs- und Sicherheitsausrüstung) in der östlichen Tunnelhälfte geplant und durchgeführt. Dies erforderte aus Gründen der Arbeitssicherheit die vorzeitige Bereitstellung des Sicherheitsstollens. Mit der gestaffelten Inbetriebnahme der für den künftigen Betrieb ohnehin notwendigen Sicherheitsausrüstungen konnte die Sicherheit für die Ausrüster erhöht und gleichzeitig die Bauzeit um rund ein halbes Jahr reduziert werden, ohne dabei Mehrkosten zu verursachen.
Querung Schanielatobel
Die Querung der Deponie Schanielatobel erwies sich als besonders anspruchsvolle Aufgabe, da der Tunnel hier bei einer Überdeckung von lediglich 5 m eine mit Lockergestein gefüllte Rinne quert. Tunnel und Sicherheitsstollen wurden auf diesem Streckenabschnitt im Schutz einer Pfahlwand mit Hilfe der Deckelbauweise aufgefahren.
Sicherheitseinrichtungen
In die Sicherheitseinrichtungen des Küblisertunnels wurden 38,3 Millionen Schweizer Franken (rund 35 Millionen Euro) investiert. Die eingebauten Anlagen entsprechen durchweg dem neuesten Stand der Technik. Die Ereignisdetektion kann alle auftretenden Ereignisse und Verkehrszustände erkennen. So erkennt die Videoanlage beispielsweise, ob sich Personen oder Tiere im Tunnel aufhalten; auch bei außergewöhnlich langsam fahrenden, anhaltenden oder sich in den Ausstellbuchten befindlichen Fahrzeugen wird in den entsprechenden Leitzentralen ein Alarm ausgelöst.
Brände können von Rauchmeldern und einem temperaturempfindlichen Kabel an der Tunneldecke erkannt und genau lokalisiert werden. Die beiden Axialventilatoren werden in der Lüftungs- und Elektrozentrale Dalvazza automatisch auf Maximallast hochgefahren, und die drei dem Ereignis nächstgelegenen Abluftklappen öffnen sich. Durch sie werden die Brandgase mit einer Leistung von rund 250 m³ pro Sekunde abgesaugt und gelangen durch den Abluftkanal über der Tunneldecke und den Abluftkamin ins Freie, sodass eine Verteilung der Rauchgase im Tunnel verhindert werden kann.
Zur Selbstrettung im Brandfall sind die Wege zu den Fluchttüren zum Sicherheitsstollen gekennzeichnet und mit Notbeleuchtung versehen. Im Sicherheitsstollen herrscht ständiger Überdruck, um dem möglichen Eindringen von Rauch entgegenzuwirken. Der Tunnel hat neben der Führungsbeleuchtung zusätzlich Einfahrts- und Durchfahrtssignale; so können im Fall eines Ereignisses weitere Zufahrten verhindert und der Zugang für Rettungskräfte von beiden Seiten gesichert werden.
G. B.
Literatur/References
[1] Küblistunnel für Ortsumfahrung. tunnel 2/2008, S. 8
[2] Küblistunnel: Sprengvortrieb mit Erschütterungsmessung.
tunnel 7/2009. S. 10–11
[3] Umfahrung von Küblis: Tunnelanschlag. tunnel 3/2011, S. 14
[4] Umfahrung Küblis: Tunnel über 60 % ausgebrochen.
tunnel 7/2012, S. 2
[5] Umfahrung Küblis: Tunnelrohbau abgeschlossen.
tunnel 5/2014, S. 6
[6] Tiefbauamt Graubünden info, 30. Juni 2016, www.tiefbauamt.gr.ch