Abschluss der Vortriebsarbeiten
für die neue U5 in Berlin
Mit Erreichen seiner Endposition am Brandenburger Tor am 14. Oktober 2015 hat Mixschild „Bärlinde“ seine Mission in Berlin erfolgreich beendet. Hinter der Tunnelbohrmaschine (TBM) liegen zwei parallele, durch die historische Mitte der deutschen Hauptstadt gebaute Röhren mit jeweils 1620 m Länge. Insgesamt wurden dabei 1076 Tübbingringe verbaut.
Die 2,2 km lange Verlängerung der U-Bahnlinie U5 vom Alexanderplatz bis zum Brandenburger Tor wird seit 2010 im Auftrag der Bundesregierung und des Landes Berlin von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) bzw. deren Tochtergesellschaft, der Projektrealisierungs GmbH U5 durchgeführt. Die Bauausführung für das Los 1 obliegt dem Schweizer Bauunternehmen Implenia Construction GmbH. Es umfasst neben dem Tunnelvortrieb auch die Rohbauten der U-Bahnhöfe Museumsinsel und Unter den Linden sowie den Bau der Gleiswechselanlage und des Startschachts. 1,6 km der 2,2 km langen Neubaustrecke entstanden im maschinellen Tunnelvortrieb mithilfe des auf den Namen „Bärlinde“ getauften Herrenknecht Mixschilds S-788. Das Gesamtprojekt umfasst die Verlängerung der bestehenden Berliner U-Bahnlinie 5 über den Alexanderplatz hinaus bis zum Brandenburger Tor und die Zusammenführung mit der bereits fertigen U-Bahnlinie 55.
Nach dem Startschuss am 20. Juni 2013 bohrte sich die 74 m lange und 700 t schwere Bärlinde vom Startschacht am Marx-Engels-Forum aus bis zum Brandenburger Tor. Bei Überdeckungen von 5 bis 17 m arbeitete sich die Maschine mit einem Schilddurchmesser von 6,67 m unter der Spree, dem Spreekanal und dem Schlossplatz durch die künftigen zwei Bahnhöfe Museumsinsel und Unter den Linden entlang des Boulevards Unter den Linden. Derzeit wartet Bärlinde auf die Demontage sowie den Rücktransport der Nachläufer und Schildkomponenten zum Marx-Engels-Forum. Der für 2016 geplante Anschluss an den U-Bahnhof Brandenburger Tor wird händisch erstellt.
Auf ihrer Schildfahrt durch Berlins Mitte bewältigte die speziell für heterogene Böden und hohe Wasserdrücke konzipierte flüssigkeitsgestützte TBM anspruchsvolle geologische Herausforderungen: Grundwasser in einer Tiefe von nur 2 bis 3 m unter der Oberfläche, sandige und im Spreebereich von Faulschlamm durchzogene Böden sowie große Granit-Findlinge.
Für die sichere Unterfahrung von Spree und Spreekanal mit Überdeckungen von teils nur 5 m war vom bauausführenden Unternehmen zunächst eine aufwändige Ballastierung der Gewässersohlen mit 40 cm dicken Stahlplatten vorgesehen. Gemeinsam entwickelten Bauherr, bauausführendes Unternehmen, ein Forschungsinstitut sowie der Maschinenhersteller Herrenknecht eine bessere
Lösung: Die Maschine fuhr etappenweise mit einer Bentonitsuspension mit erhöhter Dichte (HDSM = High Density Support Medium). Im Vergleich zu herkömmlichen Suspensionen war dadurch bei signifikant höherem übertragbarem Stützdruck die Eindringtiefe in das vor der Maschine liegende Erdreich deutlich reduziert. Dank des eingesetzten HDSM (bis zu 1,4 t/m3) konnte Bärlinde mit so wenig Druck wie möglich und so viel Stützwirkung wie nötig die Spree bei sehr geringer Überdeckung der Flusssohle sicher unterqueren. Zur Beschwerung genügten in Ufernähe eingelassene Big Bags, große mit Sand gefüllte Säcke. Der Schiffsverkehr blieb unbeeinträchtigt. Die für den HDSM-Vortrieb nötige Modifizierung der Maschine wurde bereits bei der Konstruktion, der Werksmontage und der Baustellenmontage berücksichtigt. Während des Vortriebs waren keine weiteren Umbauarbeiten nötig.
Die gesamte 2,2 km lange Neubaustrecke soll 2020 fertiggestellt sein und führt dann vom künftigen U-Bahnhof Berliner Rathaus bis zum U-Bahnhof Brandenburger Tor. Nach der Verbindung der Neubaustrecke mit dem bereits bestehenden 1,5 km langen Teilstück der U55 und der 18,3 km langen jetzigen U5 wird die neue U5 von Hönow bis Hauptbahnhof eine Gesamt-Streckenlänge von 22 km haben.