Umfahrungstunnel Lungern – Durchschlag und Ausbau
Für den Tunnel zur Umfahrung von Lungern wurde zuerst von Norden nach Süden ein 3,5 km langer Erkundungsstollen mit einer Tunnelbohrmaschine (4,75 m Durchmesser) aufgefahren (2000 – 2003). Wegen einer Störzone hat man danach die Tunneltrasse entsprechend geändert; neue Erkenntnisse für die Betriebssicherheit in Tunneln haben zur Umnutzung des Erkundungsstollens zum Sicherheitsstollen für die Selbstrettung der Tunnelnutzer im Ereignisfall geführt, und zwar über Querschläge alle 250 – 300 m.
Danach wurde in gut drei Jahren für die 4,3 km lange Umfahrung A8 Lungern eine 3,57 km lange Tunnelröhre für zwei Spuren im Gegenbetrieb im Bogen unter der rechten Talflanke im Sprengvortrieb ausgebrochen (90 bis 100 m²; 3 – 7 m/AT). Der Durchschlag war am 2. Juli 2010. Außer den Querschlägen zum Sicherheitsstollen in etwa 20 m Abstand sind im Tunnel vier doppelseitige Ausstellbuchen und alle 150 m SOS- und Hydrantennischen vorgesehen, sowie die gebräuchlichen Sicherheits-, Meß- und Überwachungsanlagen – insbesondere die vollständige Videoüberwachung des Betriebes in der Tunnelröhre und den Portalbereichen mit Übertragung zur Betriebsleitzentrale in Sarnen. An beiden Portalen befinden sich Lüfterzentralen und Betriebsgebäude. Rauchgase werden im Brandfall über Klappen alle 100 m in der Zwischendecke abgesaugt.
Während des Tunnelvortriebs gelangte der Tunnelausbruch (rd. 0,6 Mio. m³) über ein Förderband im Erkundungs-/Sicherheitsstollen zum Südportal und größtenteils weiter zur 400 m entfernten Deponie Hinti; dadurch können die Transporte mit Lastkraftwagen durch den Ortskern von Lungern vermieden werden. Ein Teil des Ausbruchmaterials (rd. 70.000 m³) werden gebrochen und als Füllmaterial für die Fahrbahn im Tunnel und als Hinterfüllung der Portalbauwerke wiederverwendet. Für den Ausbau des Tunnels, Sicherheitsstollens usw. werden insgesamt rd. 0,13 Mio. m³ Beton verarbeitet.
Mit dem Bau des Tunnels wurde die Arbeitsgemeinschaft (AUL) aus Implenia AG/Aarau, Gasser Felstechnik AG/Lungern und Bürgi AG/Alpnach beauftragt.
Termine und Kosten
Bis zur Eröffnung des Umfahrungstunnels muss der Tunnel noch weiter ausgebaut (Tunnelgewölbe mit Abdichtung, Zwischendecke, Randwege usw.) und die Straßen an beiden Portalen angeschlossen werden. Dazu kommt die Ausrüstung mit Betriebs- und Sicherheitsanlagen (Stromversorgung und Tunnellüftung) für rd. 40 Mio. CHF (rd. 30 Mio. EUR). Die Kosten für das Gesamtprojekt Umfahrung Lungern sind mit 265 Mio. CHF (195 Mio. EUR) veranschlagt – einschließlich 22 Mio. CHF (16 Mio. EUR) für den Sicherheitsstollen. Nach sechs Jahren Bauzeit rechnet man mit der Inbetriebnahme im Jahr 2010. ⇥G.B.
Literatur
[1] 3,3 km langer Erkundungsstollen für die Umfahrung Lungern. Tunnel 2/1999, S. 6 – 7
[2] Umfahrung Lungern – Durchschlag des Erkundungsstollens. Tunnel 5/2003, S. 6 – 9
[3] Vorbereitungsarbeiten für AB: Umfahrungstunnel Lungern. Tunnel 6/2006, S. 2
[4] Umfahrungstunnel Lungern – Tunnelvortrieb begonnen, Tunnel 6/2007, S. 2