Querschnittsvergrößerung: Kabelkanäle im Elleringhauser Tunnel mit Diamantsäge zurückgebaut

Der mehr als 150 Jahre alte Elleringhauser Eisenbahntunnel wird umfassend erneuert. Um eine neue Innenschale einzubauen, mussten Kabelkanäle aus Beton am Fuß der Tunnelwand beseitigt werden. Die Spezialisten von der ARGE EET (Erneuerung Elleringhauser Tunnel) wählten einen 8-t-Kompaktbagger und eine Kemroc-Diamantsäge KDS, um die Betonstrukturen in handhabbare Stücke zu zerschneiden.

Durch den knapp 1400 m langen Elleringhauser Tunnel Bahntunnel nahe Olsberg und Brilon in Nordrhein-Westfalen, Deutschland, führt die Obere Ruhrtalbahn, die zwischen Aachen und Kassel verläuft. Zwischen den Jahren 1868 und 1872 wurde der Tunnel einröhrig und zweigleisig erbaut. Das Bauwerk – ein klassisches Mauerwerk in Hufeisenform – muss nach knapp 150 Jahren der Nutzung erneuert werden. Die drei ausführenden Unternehmen, Max Bögl Stiftung & Co. KG, Marti GmbH Deutschland und Marti Tunnel AG, haben sich in der ARGE EET zusammengeschlossen.

Die Renovierungsarbeiten werden überwiegend im sogenannten Tunnel-im-Tunnel-Verfahren ausgeführt, mit dem sich eine Vollsperrung über längere Zeit vermeiden lässt. Dabei wird zunächst der Tunnelquerschnitt vergrößert und eine neue Innenschale in Fertigteilbauweise eingezogen. Um für diesen Teilschritt den notwendigen Platz zu schaffen, mussten zunächst an beiden Seiten der Tunnelsohle die bestehenden Beton-Kabelkanäle für Signal- und Beleuchtungstechnik beseitigt werden.

Kompaktbagger mit Diamantsäge

Dipl.-Ing Thomas Töpfer, Maschineningenieur vom ARGE-Partner Max Bögl, erläutert die Wahl der besten Technik: „Der Einsatz eines Baggers mit Betonschere oder Pulverisierer kam wegen des Platzmangels in diesem Tunnel mit seinem engen Lichtraumprofil nicht infrage. Zudem verlaufen die Sanierungsarbeiten während des Bahnbetriebs und nur nachts zwischen 22:00 und 5:00 Uhr. Daher wäre ein gängiges Verfahren aus Kernbohren und Diamantschneiden oder Seilsägen nicht praktikabel gewesen, denn die verwendete Maschinentechnik hätte immer wieder händisch eingerichtet und abgebaut werden müssen.“ Deswegen entschieden sich die Beteiligten der ARGE für eine im Tunnelbau ungewöhnliche Lösung – nämlich den Einsatz eines angemieteten Minibaggers mit einer Diamantsäge der Baureihe KDS vom Hersteller Kemroc.

Schneiden, Losschlagen, Abtransportieren

Diamantsägen der Serie KDS wurden für das Schneiden von verschiedensten Materialien wie etwa Naturstein, Granit, Stahlbeton, Beton, Asphalt, Kunststoffen, Holz, Folien und Aluminium konstruiert. An Raupen- oder Mobilbaggern montiert und mit der Bordhydraulik gekoppelt, entfalten sie in vielen Industriebereichen hohe Leistungen bei sehr geringer Belastung für Trägergerät, Fahrer und Umwelt. Hohe Drehzahlen und eine stimmige Auswahl an Diamantschneidrädern eröffnen den Maschinen ein breites Einsatzspektrum und eine hohe Effektivität.

Beim Umbauprojekt am Elleringhauser Tunnel erwies sich die Kombination eines 8-t-Kompaktbaggers mit einer Kemroc-Diamantsäge KDS 30 (80 kW Nennleistung) als praktikabel: Zum einen kann sich die Trägermaschine mit ihrer kompakten Geometrie sicher im Tunnelquerschnitt bewegen. Zum anderen hat die Diamantsäge ein Schneidrad mit genügend großem Durchmesser, um den Betontrog (Höhe x Tiefe = 60 x 40 cm) komplett durchzuschneiden.

Das Verfahren in Nahaufnahme: Auf einem Plattformwagen wird der Minibagger im Tunnel bewegt. In Abständen von rund 150 cm wird die Maschine quer vor dem Kabelkanal am Fuß der Tunnelwand aufgestellt. Dann schneidet der Maschinenführer den Betontrog von oben nach unten durch, wechselt auf den Hydraulikhammer und stemmt das freigeschnittene Betonteil mit drei, vier Schlägen los. Danach wechselt er auf den Sortiergreifer und verlädt das Betonteil zum Abtransport aus dem Tunnel.

Die Schneidarbeiten dauerten knapp drei Wochen im Januar 2024 – deutlich kürzer als zunächst vorgesehen. Thomas Töpfer vom ARGE-Partner Max Bögl sieht sich in seiner Maschinenwahl bestätigt: „Wir kennen Frästechnik und das Modellangebot von Kemroc schon von früheren Projekten, beispielsweise im Tunnel- und Asphaltstraßenbau. Es ist gut zu wissen, dass sich im Programm des Herstellers auch Maschinen finden, die im Tunnelbau eher ungewöhnlich sind, aber in bestimmten Fällen wie diesem genau die richtige Lösung sein können.“

Fertigstellung bis 2029 geplant

Die Hauptbauarbeiten mit dem Vortrieb für die Querschnittsausweitung, Herstellung der Außenschale und der Errichtung eines Rettungsstollens mitsamt Verbindungsbauwerk soll noch bis 2028 andauern. Nach derzeitiger Planung ist die vollständige Wiederinbetriebnahme des Tunnels für Frühjahr 2029 vorgesehen.

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