Tunnelling the Gotthard: Tunnelbauer stellen umfassendes Ingenieur-Fachbuch zum Gotthard-Basistunnel vor
Mitte Mai, wenige Wochen vor dem offiziellen Staatsakt zur Eröffnung des Gotthard-Basistunnels (GBT) hat die Swiss Tunnelling Society (Fachgruppe für Untertagbau/FGU) ihr umfangreiches Ingenieurfachbuch „Tunnelling the Gotthard“ erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Anlässlich der von mehr als 150 Gästen besuchten Buch-Vernissage im Verkehrshaus Luzern hielt unter anderem auch der Schweizer Alt-Bunderat Adolf Ogi, ein viel beachtetes Gastreferat.
Reden von Projektbeteiligten bildeten einen würdigen Rahmen für die Präsentation des 719 Seiten starken Sachbuchs. Die Referenten schilderten eindrücklich, wie Ingenieure und Bauunternehmer einen Meilenstein in der schweizerischen Verkehrspolitik geschaffen haben. Das Großprojekt, so die Übereinkunft, habe die Kriterien „Qualität“, „Kosten“ und „Termine“ mustergültig erfüllt, und es wurden für schweizerische Verhältnisse neue Maßstäbe gesetzt. Einig waren sich die Redner zudem, dass der Gotthard-Basistunnel über seine Bedeutung für den Transeuropäischen Schienenverkehr hin aus auch in seiner verbindenden Funktion zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin ein wertvolles Bauwerk für den Zusammenhalt der Schweiz darstellt.
Die NEAT als gute Geldanlage
Adolf Ogi („Mister NEAT“) rollte auf griffige Art und Weise in seinem Referat zur Buchvorstellung noch einmal die Geschichte der Entscheidungsfindung für die Planung der NEAT (Neue Eisenbahn-Alpentraversale) auf – mit besonderem Blick auf die die Entwicklung und Realisierung des Gotthard-Basistunnel und dem Verweis auf einen „erfolgreich funktionierenden“ Lötschberg-Basistunnel. Für die NEAT als volkswirtschaftliche und verkehrspolitische Investition seien die aktuell veranschlagte Kosten
„23 Milliarden gut angelegte Schweizer Franken“ – für ein Projekt nämlich, das mit seiner europäischen Ausrichtung den nächsten Generationen von großem Nutzen sein soll. Mit der NEAT habe man den „Mut zum Quantensprung“ bewiesen – auch wenn es eine lange Zeit gebraucht habe. Und es brauche noch einmal viel Arbeit und Innovation bis es mit Hilfe der NEAT gelingen werde, den Güterverkehr durch die Alpen im erhofften Maß von der Straße auf die Schiene zu verlagern, sagte Ogi.
Eine „ordentliche Schlussdokumentation“
für den Basistunnel
Dem Teilprojekt Gotthard-Basistunnel aber konnte Heinz Ehrbar, Vorstandmitglied der FGU, bereits einen „terminliche Punktlandung“ und einen „sauberen Abschluss“ bescheinigen. „Und dazu“, so Ehrbar, „gehört auch eine ordentliche Schlussdokumentation“.
„Es ist gut, dass die Beteiligten die Geschichte geschrieben haben“, erklärte Ehrbar im Bezug auf die Buchautoren. Er selbst war beim Gotthard-Basistunnel zuletzt, von 2006 bis 2012, Leiter Tunnel- und Trasseebau und hat zahlreiche Artikel des Werkes mit verfasst. „Was haben wir erreicht mit dem Gotthard-Basistunnel?“, fragte Ehrbar. „Diese Frage wird im Buch beantwortet und der Weg dahin aufgezeigt.“ Auf diesem Weg behandelt das Buch Themen wie wesentliche Fortschritte in der Arbeitssicherheit beim Bau des GBT, die Entwicklung neuer Beton- und Abdichtungssysteme, um die 100-jährige Nutzung zu gewährleisten, das Besteller-Ersteller-Betreiber-Modell mit seiner „ausgewogenen Platzierung von Aufgabe, Kompetenzen und Verantwortung“ und auch die öffentliche Akzeptanz als Kernbaustein für den Projekterfolg: Die Integration der Bevölkerung in den Planungsprozess, so Ehrbar, habe „Betroffene“ zu „Verbündeten“ gemacht.
„Tunnelling the Gotthard“ – in Deutsch bereits erschienen
In „Tunnelling the Gotthard“ schildern über hundert direkt am Bau beteiligte Fachleute, wie sie das Jahrhundertprojekt mitgeprägt, mitgetragen und miterlebt haben. Zu ihnen gehören mit Doris Leuthard und Adolf Ogi auch zwei Bundesratsmitglieder, die jeweils ein Vorwort verfasst haben.
Das Buch umfasst mit 97 Fachartikeln ein breites inhaltliches Spektrum. Eingeteilt in 18 Themenkomplexe behandeln die Artikel unter anderem Schwerpunkte wie das politische Umfeld in den 1980er Jahren, die Planung und Ausarbeitung des Projektes, die Ausschreibung und die Bauausführung, mit allen Gesichtspunkten von der Logistik und Vermessung über Materialbewirtschaftung, Rohbau-Ausrüstung und Bahntechnik bis hin zu Umweltfragen. Auch den übergeordneten Managementprozessen ist ein ausführlicher Abschnitt gewidmet.
Die zusammengetragenen Fakten zum 57 km langen Gotthard-Basistunnel zeigen dabei, mit wie viel Kompetenz, Leistungsfähigkeit, Präzision, Weitblick und auch Innovation die Entscheidungsträger, Ingenieure und Bauunternehmer dazu beigetragen haben, dem schweizerischen Tunnelbau mit dem Gotthard-Basistunnel ein weiteres Vorzeigeprojekt beizufügen.
„Tunnelling the Gotthard“ ist über die FGU (www.swisstunnel.ch) in der deutschsprachigen Ausgabe erhältlich; die englischsprachige Ausgabe des Fachbuchs wird Mitte November 2016 veröffentlicht werden.
Marvin Klostermeier
Tunnelling the Gotthard
Erfolgsgeschichte Gotthard-
Basistunnel
Editoren; Luzi R. Gruber, Heinz Ehrbar, Alex Sala
Herausgeber: Fachgruppe für Untertagbau
2016, 719 Seiten, DIN A4, mit 810 Abbildungen und 424 Quellen
2970 g, gebunden
ISBN 978-3-033-05485-1
80,- Schweizer Franken, zuzüglich Versandkosten