Katzenbergtunnel in Betrieb
Der 8.385 m lange Katzenbergtunnel wurde nach neun Jahren Bauzeit als Deutschlands drittlängster Bahntunnel zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2012 in Betrieb genommen, nachdem einige Tage zuvor zwei Züge, ein ICE und ein Güterzug, parallel durch die beiden im Abstand von 26 m nebeneinander liegenden Tunnelröhren gefahren waren. Beide Röhren wurden bei 25 bis 120 m Überdeckung auf 8.984 m Länge bergmännisch aufgefahren sowie 286 und 115 m Längen in offener Bauweise ausgeführt; dazu gehören 18 bergmännisch erstellte Querschläge im Abstand von 500 m (mit 12 m langen Schleusenkammern und selbstschließenden Türen) und zwei 74 m tiefe Lüftungsschächte.
Eingesetzt waren zwei EPS-Schilde (12,11 m Durchmesser; S-264 und S-265, Herrenknecht AG) und der Tübbingausbau von 60 cm Dicke geschah bei einem Wasserdruck von bis zu 9,2 bar. Die eingebaute Feste Fahrbahn (FF) ist von Einsatzfahrzeugen der Rettungskräfte befahrbar und besteht aus Fertigteilen, die als Gleistragplatten mit einer durchgehenden Kopplung einen endlosen Oberbau bilden. Alle Tunnelportale haben zum Vermeiden des Tunnelknalls (Sonic-Boom-Effekt) Haubenbauwerke [2, 3], und zwar am Nordportal mit Druckentlastungsöffnungen zur Oberfläche und am Südportal mit seitlichen Entlüftungsschlitzen. Das für Tunnelbauwerke geltende mehrstufige Sicherheitskonzept entsprechend den Richtlinien für den Brand- und Katastrophenschutz ist im Katzenbergtunnel bautechnisch wegweisend umgesetzt worden (zwei Röhren verbunden durch Querschläge, seitliche Flucht- und Rettungswege (Sicherheitsbeleuchtung), Rettungsplätze vor den Portalen (auch für Hubschrauberlandungen), Haubenbauwerke an den Portalen zur Vermeidung des Tunnelknalls und dachförmiges Längsprofil (Notbremsüberbrückung) [4].
Der Katzenbergtunnel ist wesentlicher Teil der Neu- und Ausbaustrecke Karlsruhe-Basel (250 km/h). In diesen Tunnel und seine Anbindung an die Rheintalbahn (insgesamt 17,6 km) wurden 610 Mio. € investiert; der Rohbau der beiden eingleisigen Tunnelröhren kostete allein 340 Mio. €.
Die 182 km lange Neu- und Ausbaustrecke Karlsruhe-Basel ist das Herzstück des Güterverkehrskorridors Rotterdam-Genua und wird viergleisig für 5,7 Mrd. € ausgebaut, um zusätzliche Kapazitäten, insbesondere für den Güterverkehr, aber auch für den Personenverkehr, zu schaffen. Der Abschnitt zwischen Rastatt und Offenburg ist bereits in Betrieb; gebaut wird derzeit südlich des Katzenbergunnels, Richtung Basel. Mit einer Finanzierungsvereinbarung zwischen dem Bund und der Deutschen Bahn im Oktober 2012 wurden die Voraussetzungen geschaffen, ab dem kommenden Jahr auch den 16 km langen nördlichen Projektabschnitt mit dem 4.277 m langen Rastatter Tunnel [5] in Angriff nehmen zu können. G.B.
Literatur/References
[1] Abele, M.; Dinglinger, J.; Katzenbergtunnel: Ausbau- und Neubaustrecke Karlsruhe-Basel. Tunnel 5/2006, pp. 46–50, 6/2005, p. 2 und 6/2004, pp. 62–63
[2] Boxheimer, S.: Tunnelbau mit und ohne Knalleffekt? Wayss & Freytag Ingenieurbau, 24.4.2008, Frankfurt/Main
[3] Katzenbergtunnel: Besondere Portale verhindern Tunnelknall. Tunnel 2/2011, pp. 10–12
[4] Hudaff, M.: Die Inbetriebnahme des Katzenbergtunnels. EI-Eisenbahningenieur 1/2013, pp. 10–16
[5] Rastatter Tunnel finanziert. Tunnel 8/2012, p. 7