34. Baugrundtagung
Im September 2016 fand die 34. Baugrundtagung der DGGT (Deutsche Gesellschaft für Geotechnik) mit begleitender Fachausstellung Geotechnik in der Stadthalle Bielefeld statt. Rund 1200 Teilnehmer informierten sich an den zwei Hauptveranstaltungstagen über die aktuellen Problemstellungen und Herausforderungen im Fachgebiet Geotechnik. Zu den Themenschwerpunkten des praxisnahen Vortragsprogramms gehörte auch das Fachgebiet des Tunnelbaus mit diversen Vorträgen, von denen hier einige kurz vorgestellt werden:
Cityringen Kopenhagen
Dieser Vortrag befasste sich mit komplexen Gebäudesicherungsmaßnahmen für den Tunnelvortrieb in der dänischen Hauptstadt, wo seit 2011 das bestehende U-Bahn-Netz erweitert wird. Mit dem „Cityringen“ entsteht dort ein neuer, 15,5 km langer U-Bahn-Ring. Am neuen Kreuzungsbahnhof Kongens Nytorv verläuft der Tunnelvortrieb oberhalb bestehender Tunnelröhren und unterquert die vorhandene Bebauung mit geringem Abstand. Als Sicherungselemente für den Gebäudebestand kommen Kompensationsinjektionen und Düsenstrahlkörper zur Anwendung. Die historische Bebauung wird mit Hilfe eines automatischen Schlauchwaagenmesssystems überwacht.
Abwasserkanal Emscher
Das größte Einzelprojekt im Rahmen des Emscher-Umbaus im deutschen Ruhrgebiet ist der Abwasserkanal Emscher (AKE) von Dortmund bis Dinslaken. Neben der Errichtung von über 150 Baugruben mit Durchmessern bis zu 28 m und Aushubtiefen bis 40 m (die zum größten Teil zu Betriebsschächten ausgebaut werden) lag die Hauptaufgabe in der Erstellung von rund 51 km Abwasserkanal im Rohrvortriebsverfahren. Der Hauptkanal mit Innendurchmessern von 1,6–2,8 m wird dabei in Haltungslängen von bis zu 1200 m aufgefahren. Neben der Vorstellung des Projekts und der Baugrundverhältnisse wurden die maßgeb‑
lichen Planungselemente zur Festlegung der maximal möglichen Vortriebslängen erläutert. Darüber hinaus wurden Erfahrungen aus Bauausführung und Vortriebsüberwachung dargestellt: Bis zu 10 Vortriebsmaschinen waren bei diesem Projekt parallel im Einsatz, sodass bis zu 2100 m Kanal pro Monat hergestellt werden konnten. 2018 soll der AKE in Betrieb genommen werden.
Steinbühltunnel: Tunnelbau im Karst
Der gut 4,8 km lange, zweiröhrige Steinbühltunnel wird im Rahmen des Bahnprojekts Stuttgart–Ulm errichtet. Er liegt im teilweise stark verkarsteten Gebirge der Schwäbischen Alb. Die tunnelbautechnische Herausforderung „Karst“ hat die Planung, Ausführung und die Konstruktion der Innenschale geprägt. Im Vortrag wurde berichtet, wie sich dieses geologische Phänomen während des Vortriebs im Vergleich zur Prognose dargestellt hat und wie das letztlich im Vortrieb gut umgesetzte Erkundungskonzept entwickelt wurde.
Albulatunnel II: Injektion und Bodenvereisung
Nach mehr als 110 Jahren Bahnbetrieb des Albulatunnels beschloss die Rhätische Bahn 2010 den Neubau: Mit 5,86 km Länge wird der Albulatunnel II mit einem Abstand von etwa 30 m parallel zum bestehenden Tunnel aufgefahren. Er erreicht nach ca. 1,2 km ab dem Portal in Preda eine geologische Störzone, die Raibler-Rauwacke, deren Durchfahrung bei einer Überlagerung von 200 m als zentrales Problem des Projekts gilt. Teil dieser Raibler-Schichten ist der sogenannte „Abschnitt III“, eine Formation aus „schwimmendem Gebirge“, die aus siltigem Feinsand unter drückendem Wasser gebildet wird.
Zur Sicherung dieser rund 20 m mächtigen Zone wurden aus einer Kaverne heraus 55 Injektionsbohrungen, 47 Vereisungsbohrungen sowie 24 Kontroll- und Drainagebohrungen bis in eine Tiefe von 58 m horizontal entlang des Tunnelausbruchprofils durch die Störzone vorgenommen. Aufgrund des anstehenden Wasserdrucks von bis zu 5,0 bar innerhalb der Störzone sowie zur Minimierung des Sedimentaustrages während des Bauvorgangs wurden alle Bohrungen im Schutz von Preventern und Absperrschiebern ausgeführt.
Zur Herstellung des 2,5 m mächtigen, entlang des Ausbruchprofils verlaufenden Eiskörpers wurden Vereisungsanlagen mit einer Gesamtkühlleistung von 420 kW innerhalb der Kaverne installiert. Im Sommer 2016 wurde das Aufgefrieren in Angriff genommen, um im Spätherbst den Vortrieb starten zu können.
Baugrundtagung 2018
Die 35. Baugrundtagung findet vom 26. bis 28. September 2018 im Internationalen Congresscenter (ICS) Stuttgart statt.