Münsteraner Tunnelbaukolloquium 2023
Mehr als 200 Fachleute und Studierende kamen Ende April 2023 zum Münsteraner Tunnelbaukolloquium an der Fachhochschule Münster zusammen, um einen Tag lang viele Themen aus den unterschiedlichsten Bereichen des Tunnelbaus vorgestellt zu bekommen – etwa die zunehmenden Herausforderungen in der Instandsetzung sowie Großprojekte bei Bahn- und Straßentunneln. Wiederholt standen dabei auch Aspekte der Nachhaltigkeit im Fokus
Prof. Dr. Dietmar Mähner vom Institutsbereich für unterirdisches Bauen (IuB) am Fachbereich Bauingenieurwesen hatte die Veranstaltung gemeinsam mit seinem Team organisiert. Das Programm umfasste 11 Fachvorträge zu verschiedenen Themenschwerpunkten aus Tunnelbau und -sanierung.
Mehr als 200 Fachleute und Studierende kamen Ende April 2023 zum Münsteraner Tunnelbaukolloquium an der Fachhochschule Münster zusammen
FH Münster/Katharina Kipp
Großprojekt Brenner Basistunnel
Den Anfang der Vortragsveranstaltung machte Walter Fahrnberger von Müller + Hereth, Ingenieurbüro für Tunnel- und Felsbau. Er referierte über das Infrastrukturgroßprojekt Brenner Basistunnel als Kernstück der künftigen Eisenbahnachse München–Verona. Ziel sei, eine leistungsfähige Flachbahnstrecke zu bauen, durch die mehr Güter in Zügen und damit umweltschonender transportiert werden können. Für diese Aufgabe sei die die alte Brennerbahn mit Steigungen von teilweise bis zu 26 Prozent nicht geeignet. Derzeit befinden sich zwei Haupttunnelröhren und ein darunter verlaufender Logistik- und Servicestolle im Bau. Insgesamt werden im Rahmen des österreichisch-italienischen Mammutprojekts 230 km unterirdische Bauwerke entstehen.
Innerstädtische Lösung: Tunnel ersetzt Brücke
Wie Brücken durch Tunnel ersetzt werden können, präsentierte Dr. Jens Hanel von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. „Den Straßen geht es nicht gut, vor allem auch den Brücken nicht“, sagte der Experte. Um ein strategisches Vorgehen zu entwickeln, sei der Masterplan „Brücke“ entstanden. Dieser sieht unter anderem vor, auf dem Südschnellweg – eine große Kraftfahrstraße in Hannover – zunächst eine Behelfsbrücke zu errichten, die alte Brücke zurückzubauen und dann als Ersatz einen Tunnel zu bauen. Eine neue Brücke wäre doppelt so breit wie die alte, weshalb die umliegenden Häuser das neue Bauwerk quasi direkt vor der Tür hätten – ein Tunnel sei die bessere Lösung.
Ausgebuchte Präsenzveranstaltung
Weitere Vorträgen widmeten sich vielschichtigen Themen, wie etwa der Entwicklung neuer TBM-Technologien, Möglichkeiten und Grenzen der CO2-Reduktion bei der Verwendung von Beton, 3D-Scantechnolgie oder Digitalisierung in der Schalwagenlogistik. Verschiedene Projektvorstellungen befassten sich mit den Tunneln auf den Bahnstrecken Gelnhausen–Fulda und Hagen–Siegen– Hanau sowie dem Fernbahntunnel in Frankfurt.
Organisator Mähner ist zufrieden, dass das Tunnelbau-Kolloquium nach der coronabedingten Pause nun wieder alle zwei Jahre stattfinden kann. „Man merkt es den Leuten richtig an, dass sie sich freuen, an einer Präsenzveranstaltung teilnehmen zu können.“ Aufgrund der zahlreichen Anmeldungen musste für das Kolloquium in diesem Jahr sogar eine Warteliste angelegt werden. „Für uns“, so Mähner, „war die Veranstaltung ein voller Erfolg.“