Tunnel- und Bergbau: Zulieferer auf der bauma 2013 in München
Diese bauma war mit 530.000 Besuchern aus mehr als 200 Ländern und über 3.400 Ausstellern aus 57 Ländern die größte bauma, die es bisher gegeben hat; auch die Ausstellungsfläche war auf 570.000 m² erweitert worden. Diese Zahlen nannte die Messe München GmbH als Veranstalter in ihren Presseinformationen teils vor und teils nach der Großveranstaltung. Charakteristisch für das Ausstellungssegment Bergbaumaschinen war, dass dieser dem Negativtrend der Baumaschinenbranche bisher getrotzt hat.
Seit 2007 ist der Umsatz der Maschinenhersteller im Fachverband Bergbaumaschinen im VDMA, dem auch zahlreiche Tunnelbaumaschinenhersteller angehören, jährlich um durchschnittlich 13 % gestiegen. Dr. Paul Rheinländer, Vorsitzender des Fachverbands, zeigte sich mit diesem Ergebnis bereits im Vorfeld der bauma sehr zufrieden: „Damit gehören wir zu den wenigen Branchen in Deutschland, die während der gesamten Krise gewachsen sind.“
Das Messeereignis schlechthin ist seit langem die Verleihung des bauma-Innovationspreises. Auf der diesjährigen bauma wurden in insgesamt sechs Kategorien Preise für herausragende Innovationen verliehen.
Pipe Express: Innovation für die Verlegung von Pipelines
In der Kategorie „Maschine“ erhielt der „Pipe Express“ des Unternehmens Herrenknecht den bauma-Innovationspreis 2013 (Bild 1). Als neues maschinelles Verfahren zur oberflächennahen Verlegung von Pipelines in halboffener Bauweise ist Pipe Express für mehr als 1.000 m Länge mit einem Durchmesser von 800 - 1.500 mm geeignet. Dabei löst eine Tunnelbohrmaschine den Boden, der über eine mitgeführte Fräseinheit direkt zu Tage gefördert wird. Gleichzeitig erfolgt die unterirdische Verlegung der Pipeline. Da sich bei dieser Bauweise Erdaushubarbeiten auf ein Minimum reduzieren lassen und Grundwasserabsenkungen entlang der Trasse nicht erforderlich sind, greift Pipe Express® in nur sehr geringem Maße in die Umwelt ein.
Zum modularen Aufbau der Gesamtanlage gehören eine unterirdisch arbeitende Tunnelbohrmaschine und eine Fräseinheit als vertikale Verbindung zwischen der Tunnelbohrmaschine und der Geländeoberfläche. Ein Operatorfahrzeug begleitet das Verlegesystem und stellt sämtliche Logistik bereit: den Steuerstand für den Operator, den Aggregateraum, eine Hochleistungspumpe, einen Vorratsbehälter für Bentonit. Mit dem integrierten Kransystem können Montage- und Demontagearbeiten in kürzester Zeit ausgeführt werden, Die Vorschubkraft für Abbaueinheit und Pipeline wird von einer Vorschubeinheit aufgebracht, die stationär an der Startposition verbleibt. Für überschaubaren Personaleinsatz und gleichzeitig erhöhte Arbeitssicherheit sorgt die Fernsteuerung vom Operatorfahrzeug aus.
„Für Herrenknecht hat sich die bauma 2013 von ihrer besten Seite gezeigt. Das Publikum war erstklassig und sehr global. Wir konnten unser breit aufgestelltes Portfolio und unsere Spitzeninnovationen im Tunnelling und Mining sehr gezielt vermitteln“, sagt Dr.-Ing. E. h. Martin Herrenknecht, Vorsitzender des Vorstands von Herrenknecht.
Auto Pilot Field Rover unterstützt Gleitschalungen
Ebenfalls mit dem Innovationspreis ausgezeichnet wurde in der Kategorie „Komponente“ der Auto Pilot Field Rover von Wirtgen. Hierbei geht es um eine Neuerung, mit der die Herstellung von Gleitschalungen wesentlich vereinfacht werden kann.
Bisher mussten für den Bau von Betonprofilen immer Leitdrähte teuer und zeitaufwändig aufgebaut werden. Sie störten während des Einbaus und mussten nach Projektende abgebaut werden. Das muss nun nicht mehr sein, denn der AutoPilot Field Rover von Wirtgen läutet ein neues Zeitalter ein.
Das satellitengestützte Navigationssystem steuert Lenkung und Querneigung des Gleitschalungsfertigers vollautomatisch – ohne die aufwändige Erstellung eines digitalen Geländemodells. Wirtgen bietet diese neue Technologie für die Gleitschalungsfertiger SP 15 und SP 15i sowie SP 25 und SP 25i an, einschließlich der Möglichkeit zur Nachrüstung vorhandener Maschinen.
Wie bei Vermessungen üblich, geht man die Strecke mit dem Lotstab ab. Dabei definiert man einzelne Messpunkte, aus denen die Software im Field Rover den Verlauf der Referenzlinie – sozusagen den virtuellen Leitdraht – berechnet.
Hochleistungs-Straßenfräse Surface Miner
Daneben produziert und vertreibt Wirtgen ein weiteres Multitalent, das auf der bauma ausgestellt war: den SM 2200 als kleinsten Surface Miner mit – standardmäßig – 2,20 m Schneidbreite und einer Schneidtiefe von bis zu 30 cm.
Das modulare Design dieses Arbeitsgeräts ist in der Praxis von großem Vorteil: Das Gerät kann sowohl als klassischer Surface Miner im Bergbau zum Abbau von Kohle und anderen Nutzmineralien bis zu einer einaxialen Druckfestigkeit von 50 MPa eingesetzt werden als auch, nach einfacher Umrüstung, als Hochleistungs-Straßenfräse betrieben werden. Damit ist eine hohe Auslastung der Maschine garantiert. Das Dualnutzungskonzept macht die Maschine zum erfolgreichsten Spezialgerät der Surface Mining Sparte. Die Maschinentechnik wird permanent weiterentwickelt.
Auch zur bauma wurden dazu neue Highlights vorgestellt , zu denen ein fast 2 t schwerer Stahlbügel zur Verstärkung der Konstruktion zählte, der die Maschine vor allem beim Abbau von Hartgestein noch robuster macht, die Lebensdauer der Maschine erhöht und Vibrationen reduziert. Damit ist der SM 2200 noch besser für Einsätze in unebenem Terrain gerüstet, und der Fahrer profitiert von mehr Fahrkomfort.
Eine verbesserte Schalldämmung in der Kabine bringt gleichzeitig einen erhöhten Wärmeschutz mit sich – bei rauen Einsatzbedingungen des 2200 SM in extremen Temperaturumgebungen fühlt sich der Fahrer so noch wohler.
Für das Windrow-Verfahren wurde ein neuer Abstreifer entwickelt, der das Material optimal aus dem Aggregat auswirft, damit die Leistung erhöht und gleichzeitig den Verschleiß am Aggregat, der Fräswalze und den Meißeln reduziert. Für die hinteren Kettenfahrwerke formt der Abstreifer ein ebenes Planum und schützt sie so noch besser vor Verschleiß.
Für den vielseitigen Surface Miner mit einer Motorstärke von 671 kW/913 PS ist neben der 2,20-m-Standardfräswalze ein Aggregat mit 3,80 m für Weichgestein verfügbar, das die Fräsleistung um mindestens 40 % steigert. Das gilt vor allem für Materialien, die bis zu 30 MPa einaxialer Druckfestigkeit aufweisen. Die Fräswalze mit 3,80 m Arbeitsbreite zeigt ihre Leistungsstärke beim Fräsen von weichem Kalkstein und Weichmergel, Phosphat und Gips und natürlich bei Kohle/Braunkohle. Das große Leistungspotenzial des 2200 SM wird durch die breitere Fräswalze optimal ausgenutzt, und dabei werden Betriebskosten wie der Verbrauch von Treibstoff und Meißeln gesenkt.
Die Maschine besteht aus einem Raupenfahrwerk und einer mechanisch angetriebenen Schneidwalze. Alternativ möglich ist die Ausrüstung für Frontverladung mit höhenverstellbarem und schwenkbarem Abwurfband und für das Windrow-Verfahren.
Mobile Tunnel Miner: Hartgestein wird hinterschnitten
Zwar ohne Preis, aber immerhin nominiert: ein weiterentwickelter Prototyp des Mobile Tunnel Miners (MTM) der Aker Wirth (Bild 2), über dessen Ersteinsatz bereits die Animation beeindruckte. Die Maschine wird seit Anfang April in einem von Rio Tinto betriebenen Kupfer-/Goldbergwerk in New South Wales, Australien, für den Vortrieb einer 1,6 km langen Strecke eingesetzt.
Die Technologie des Hinterschneidens von Gestein unterscheidet sich gegenüber dem Vortrieb mittels Vollschnittmaschinen dadurch, dass die Rollenmeißel nicht – ähnlich einem Glasschneider – im rechten Winkel an das unverritzte Gestein gepresst werden, um eine Druckspannung aufzubauen, sondern leicht schräg, sodass sie das Gestein »hinterschneiden« und es so sprengen, dass etwa handtellergroße Stücke abplatzen. Die Rollenmeißel arbeiten also nur in der kurzen Phase des Anschneidens gegen die Druckfestigkeit des Gesteins und danach gegen die deutlich geringere Zugfestigkeit. Entsprechend kleiner sind die benötigten Kräfte. Der Energieaufwand für das Ausbrechen des Gesteins beim Hinterschneiden ist nur etwa halb so groß wie beim konventionellen Aufweiten.
Die selbstangetriebene Maschine bewegt sich auf Raupen und einem Schreitwerk und trägt mit sechs kräftigen, mit Rollmeißeln ausgestatteten, hydraulisch bewegten Armen das Gestein ab. Das Bohrgut wird von einer Ladeschürze mit Ladescheiben und über einen Kettenförderer hinter die Maschine transportiert und dort verladen.
Enge Räume – kein Problem für dhms
Auf der bauma gut vertreten war die dh mining systems. Ausgestellt waren eine Teilschnittmaschine dh R75, ein Bohrwagen dh DT1, ein Seitenkipplader dh L1200 und – als Highlight – der Kompaktbagger dh EQ200 als robustes, kleines Universalgerät für enge untertägige Räume und Schächte. Dabei handelt es sich um ein äußerst kompaktes, auf ein Raupenfahrwerk montiertes Arbeitsgerät, das bei beengten platzverhältnissen Vorteile bietet. Außer durch seine platzsparende Bauweise zeichnet es sich insbesondere durch die große Palette verfügbarer Anbauteile aus, die dank einer Schnellwechseleinrichtung einfach gegeneinander ausgetauscht werden können .
Konventioneller Abbau im Vordergrund bei Sandvik
Die Sandvik-Tochter Construction präsentierte auf der bauma die breite Palette unterschiedlicher Methoden für den Tunnel- und Bergbau – vom Bohren und Sprengen über das mechanische Schneiden bis hin zum Brechen und Zerkleinern von Gestein samt notwendiger Maschinen. Das Ausstellungsspektrum beinhaltete u. a. Jumbo-Bohrgeräte für den Tunnelbau, Ankersetzeinrichtungen, Bohr- und Schneidwerkzeuge sowie Anker, hydraulische Brecher, Lade- und Transporteinrichtungen. Dem internationalen Publikum vorgestellt wurden auch drei neue kleine Hydraulikhämmer der zu Sandvik gehörenden Marke Rammer sowie drei Modelle, die speziell zum Berauben ausgelegt sind und dazu über eingebaute Luft-, Schmierstoff- und Wasserführungen für die automatische Schmierung und effizientere Staubniederschlagung verfügen.
Abgasminimierte Vielfalt bei Paus
Die Ausstellungsstände der Hermann Paus Maschinenfabrik GmbH vermittelten einen guten Eindruck der Produktpalette aus Tunnel- und Bergbaufahrzeugen, Lifttechnik, Baumaschinen und Industriefahrzeugen. Die Ladermodelle von Paus auf der bauma 2013 – seien es Knicklader, Teleskoplader oder Schwenk- und Teleskopschwenklader – waren ausgestattet mit der neuesten Motoren-Generation von DEUTZ. Diese Aggregate sind abgasminimiert gemäß den Vorgaben der EU-Richtlinie Stufe III B.
Kooperation – nicht nur auf dem Stand
Last not least lohnte sich ein Besuch der zahlreichen Gemeinschaftsstände von Unternehmen der Zuliefer- und Dienstleistungsbranchen, Behörden, Organisationen und Verbänden, konnte er doch als sichtbares Zeichen der Kooperation auf internationalen Märkten aufgefasst werden.
Nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer Größe bot diese bauma insgesamt – und der Berg- und Tunnelbausektor speziell – dem internationalen Publikum eine einzigartige Möglichkeit, sich über das breite Angebot sowohl an Maschinen und Anlagen als auch an neuen Verfahren zu informieren. Dabei ergab sich auch immer wieder die Gelegenheit zu Fachgesprächen, von denen einige sicher abseits der Messe zu Aufträgen führen werden.