Swiss Tunnel Congress 2022 in Luzern: Ein Erfolg mit 850 Teilnehmern
Zwei Jahre lang konnte der Swiss Tunnel Congress (STC) aufgrund der Pandemie nicht wie gewohnt als Präsenzveranstaltung durchgeführt werden. Dementsprechend zufrieden durften die Organisatoren der schweizerischen Fachgruppe für Untertagbau (FGU) nun mit dem Kongress 2022 sein: Insgesamt 850 Gäste aus zehn Ländern konnten am 1. und 2. Juni 2022 im Konzertsaal des Kultur- und Kongresszentrums Luzern (KKL) beim Swiss Tunnel Colloquium am Eröffnungstag und dem darauffolgenden STC begrüßt werden. Ein großer Erfolg nach der Zwangspause.
Kolloquium, Kongress, Ausstellung, Abendveranstaltungen und Exkursionen – das Veranstaltungskonzept konnte endlich wieder so umgesetzt werden, wie es gedacht war: als eine der bedeutendsten Plattformen für die gesamte Tunnelbauindustrie mit ausgewählten Fachvorträgen zu spannenden Tunnelbauprojekten und dem ungezwungenen persönlichen Austausch zwischen Kollegen.
STC 2022: Ausgewählte Fachvorträgen und ungezwungener persönlicher Austausch zwischen Kollegen
Credit/Quelle: FGU
Kolloquium
Das Swiss Tunnel Kolloquium war schon im Vorjahr wieder gut besucht vor Ort im KKL abgehalten worden, um das Zielpublikum, junge Tunnelbauerinnen und Tunnelbauer, durch eine Vortragsveranstaltung mit Lehrcharakter weiterhin gezielt in ihrer Entwicklung fördern zu können.
Das Kolloquium 2022 wurde erneut in Zusammenarbeit mit den STS young members (STSym) organisiert. In diesem Jahr lautete das Leitthema „Betrieb und Unterhalt (Facility Management) von Untertagbauwerken“. In sechs Vorträgen befasste sich die Veranstaltung mit den wachsenden Anforderungen an Untertagbauwerke. Diese Anforderungen erwachsen aus der zunehmenden Alterung der Infrastrukturbauwerke, die für eine immer intensiver werdende Nutzung zur Verfügung stehen müssen.
Die Vorträge behandelten unter anderem projektbasierte Themen, wie z. B. die Betriebsbereitschaft und die maximale Verfügbarkeit der bestehenden Röhre des Gotthard-Straßentunnels vor der Erneuerung mittels einer aktualisierten Erhaltungsstrategie. Am Beispiel der Sanierung des Lötschberg-Scheiteltunnels wurden logistische und organisatorische Herausforderungen beim Bauen unter Betrieb erläutert. Weitere Präsentationen befassten sich beispielsweise mit dem Digitalen Zwilling als Plattform für Softwarelösungen, die für Planung, Betrieb und Erhaltung von Infrastruktur zum Einsatz kommen können.
Stefan Maurhofer, Präsident der FGU begrüßte das zahlreich erschienene Fachpublikum in Luzern
Credit/Quelle: FGU
Kongress
Eröffnet wurde der Kongresstag mit dem Einführungsreferat von Dr. Matthias Braun, CEO Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle), über ein „Jahrhundertprojekt“ – ein Tiefenlager in der Schweiz: Die Nagra plant ein ca. 50 km langes Stollensystem mehrere hundert Meter unter der Erde in der Gesteinsschicht Opalinuston. Darin soll radioaktiver Abfall nicht nur Jahrhunderte, sondern Jahrtausende gelagert werden.
Geologisches Tiefenlager – Der radioaktive Abfall der Schweiz soll in einem unterirdischen Stollensystem entsorgt werden
Credit/Quelle: Nagra
Ein wichtiger Schwerpunkt lag auf der Berichterstattung über den aktuellen Stand von schweizerischen Untertagebauprojekten. So wurde auch über den rund 5,7 km langen Kerenzerbergtunnel auf der Nationalstraße A3 berichtet, der 35 Jahre nach der Eröffnung sicherheitstechnisch aufgerüstet und instand gesetzt wird. Zentrales Element dieser Instandsetzung ist der Neubau eines parallelen Sicherheitsstollens, der kombiniert als Werkleitungskanal mit Fluchtweg sowie als Abluftkanal genutzt werden soll. (Ein ausführlicher Bericht zu diesem Projekt folgt in der tunnel-Ausgabe 5/2022.)
Tübbingauskleidung des Sicherheitsstollens Kerenzerbergtunnel
Credit/Quelle: ASTRA
Ein weiterer der insgesamt zehn Vorträge befasste sich mit dem Bau der Zufahrtsstrecke zum neuen RBS-Tiefbahnhof Bern. Die urbanen Randbedingungen des rund 1,8 km langen Tunnelsystems in Bezug auf Baustellenlogistik, Platzverhältnisse, Verkehr und Anwohner stellen den Bauunternehmer vor große Herausforderungen
Weitere Projekte die von den Referenten vorgestellt und in späteren Fragerunden mit dem Publikum diskutiert wurden: Der Wiener U-Bahn-Ausbau U2/U5, der die Kapazität der Wiener Linien um weitere 300 Millionen Fahrgäste pro Jahr erweitert; die schwierigen geologischen Randbedingungen des Umfahrungstunnels Les Evouettes; das Großprojekt N4 Neue Axenstraße mit zwei Tunneln, die Eisack-Unterquerung des Brenner Basistunnels oder auch die Entwicklung der automatischen Metro-Linien M2 und M3 in Lausanne.
Am Ende jeder Vortragssession konnte das Publikum den Referenten Fragen zu den präsentierten Projekten stellen
Credit/Quelle: FGU
Swiss Tunnel Congress 2023
Nach dem Kongress ist vor dem Kongress. Mit dem Abschluss einer erfolgreichen Veranstaltung mit zwei Tagen voller hochklassiger Fachvorträge wirft die Fachgruppe für Untertagbau schon den Blick auf das nächste Jahr. Ach die Besucher können sich schon mal das Datum vormerken: Der STC 2023 wird vom 12. bis zum 13. Juni im KKL Luzern stattfinden.