Mit Innovationen in neuen Märkten punkten

Tunnelbaumaschinen verändern die Welt, die Bilder der Städte und die Landschaften. Sie erleichtern die Kommunikation und verbinden Orte, die zuvor nur unter erheblichem Aufwand erreichbar waren. Wo der Verkehr rauschte, herrscht jetzt Ruhe. Ihnen kommt nicht nur in den dichtbesiedelten Teilen der Welt hohe Bedeutung zu. Wo zuvor Trockenheit herrschte, fließt jetzt Wasser durch einen Tunnel. Deutsche Maschinen wurden in Norwegen oder in der Schweiz ebenso eingesetzt wie aktuell am Bosporus – oder auch in Asien und Lateinamerika. Ohne Tunnelbohrmaschinen wäre die Infrastruktur der modernen Welt nicht denkbar.

Weltweit sind deutsche Maschinen in vielen Tunnelprojekten im Einsatz. Der Bedarf an technisch hoch qualifizierten Tunnelbauwerken und deren Notwendigkeit steigen mit dem Wachstum der Weltbevölkerung. In den Schwellenländern besteht ein größerer Bedarf an Verkehrsprojekten und damit für Tunnelbaumaschinen. Aber diese Projekte wollen auch finanziert sein. In den Industrienationen und in Europa wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Das schwache Wachstum in der Eurozone und die Staatsverschuldung der USA wirken sich auf alle Bereiche aus. Sowohl finanzielle Restriktionen als auch politische Hindernisse sind eher als zunehmend einzuschätzen. Damit dürfte die Zahl künftiger Tunnelprojekte überschaubar sein. Mit der Übernahme von Teilen eines deutschen Herstellers von Tunnelbohrmaschinen durch ein chinesisches Unternehmen ist mittelfristig auf den Weltmärkten auch mit zusätzlichem Wettbewerb aus China zu rechnen.

Diese Herausforderungen an die deutschen Hersteller von Tunnelbohrmaschinen zeigen sich vielleicht auch an zurückgehenden Exportzahlen (auf Jahresbasis, für 2013 nur bis September). Jedoch sind die zuletzt wieder leicht steigenden Exportzahlen ein Hoffnungsschimmer; bis September 2013 legten sie um 4,6 Prozent zu.

Auf die Frage, wo außerhalb der Infrastruktur künftiges Wachstum liege, haben sich die Hersteller nach weiteren Einsatzmöglichkeiten für ihre Produkte im Bergbau umgesehen und neue Lösungen entwickelt. Für den Einsatz in der Rohstoffgewinnung stellte man Tunnelbohrmaschinen „auf den Kopf“ und machte sie so geeignet für den Schachtbau; oder sie „lernen“ das Kriechen in engen Radien und werden so einsetzbar für den Streckenvortrieb und die Gewinnung. Diese Projekte wurden zum Teil in Kooperation mit großen Bergbauunternehmern realisiert. Hintergrund für diese Entwicklung dürfte auch die Überlegung gewesen sein, dass Rohstoffgewinnung mit steigenden Bevölkerungszahlen und wachsendem Wohlstand längerfristig ein Wachstumsmarkt sein wird.

Nun befinden sich zurzeit die Rohstoffproduzenten am Scheitelpunkt eines Zyklus. Viele Bergbauunternehmen haben unter dem Eindruck steigender Produktionskosten, sinkender Metallgehalte und höheren Renditedrucks der Investoren ihre Investitionspläne überarbeitet und zum Teil kräftig gekürzt. Im Kohlenbergbau leiden die Produzenten unter einem Überangebot und sinkenden Preisen bei steigenden Halden unverkäuflicher Kohle. Das gesteigerte Kostenbewusstsein rückt Qualität und damit auch die life cycle costs mehr in den Blickpunkt. Was dies angeht, sind deutsche Hersteller in vielen Bereichen führend. Für Lösungen, die nicht mit einfachen Standardmaschinen erzielt werden können, sind Kunden nach wie vor bereit, etwas mehr zu zahlen. Die Stärke deutscher Hersteller, mit maßgeschneiderten Maschinen zum Beispiel die verlangten Effizienzgewinne zu ermöglichen, oder mit neuen Prozessen die Aufbereitung auch von Gestein mit geringen Erzgehalten wirtschaftlich zu machen, kommt hier in besonderer Weise zum Tragen.

Diese Fähigkeiten können auch entscheidend sein, wenn es darum geht, Bergwerke vom Tagebau in den untertägigen Bergbau zu überführen. Hierfür Lösungen zu entwickeln, die diesen Prozess sicher, schnell und ohne Unterbrechung der Produktion bewältigen, werden die Herausforderungen sein. Lösungen könnten deutsche Hersteller von Tunnel- und Bergbautechnik liefern.

Die im VDMA Bergbaumaschinen organisierten Hersteller von Ausrüstung für den Bergbau konnten in den letzten zehn Jahren ihren Umsatz verdreifachen auf (voraussichtlich) 6,3 Mrd. € in 2013. Die Exportquote beträgt mittlerweile 93 %. Nach einem nicht einfachen Jahr 2014 rechnen die deutschen Hersteller von Bergbaumaschinen – gewohnt an ein ständiges Auf und Ab auf den Märkten – ab 2015 mit einem Wiederanziehen der Verkaufszahlen.

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