Nachruf
Er war eine der prägendsten Persönlichkeiten des internationalen Tunnelbaus in den letzten Jahrzehnten und ein wahrer Humanist mit Leib und Seele. Am 16. Februar 2020 ist Baurat h. c. Dipl.-Ing. Dr. mont. Georg-Michael Vavrowsky in seinem 70. Lebensjahr von uns gegangen.
Von 1989 bis 2012 prägte er als Vorstand der Eisenbahn-Hochleistungsstrecken AG bzw. der ÖBB-Infrastruktur AG die Ära der großen Neu- und Ausbauprojekte in Österreich maßgeblich. Zudem war Georg-Michael Vavrovsky von 2004 bis Anfang 2019 Aufsichtsrat und Mitglied des Bauausschusses der Brenner Basistunnel-Gesellschaft, Ehrenpräsident der Österreichischen Geomechanischen Gesellschaft und Mitglied zahlreicher nationaler und internationaler Expertengremien.
Sowohl im Tunnelbau als auch bei sonstigen geotechnischen Problemstellungen hat Georg-Michael Vavrovsky seine hervorragenden Fähigkeiten genutzt, um neue Wege zu beschreiten und innovative Lösungen zu entwickeln. Er schuf zudem Systeme und Methoden zur Erhöhung der Prognosegenauigkeit und der Kostenstabilität für Verkehrsinfrastrukturprojekte. Aus seinen Abhandlungen sind Standardwerke wie das Handbuch zu Kostenermittlung entstanden, die in Österreich verpflichtend für Projekte der Verkehrsinfrastruktur angewendet werden. Die seit Einführung des Rahmenplans 2005 kontinuierlich erzielte hohe Kostenstabilität im übertragenen Projektvolumen bestätigt den Erfolg dieser Methodik.
Die Weichen für seine außerordentliche Karriere stellte er gleich nach Abschluss seines Studiums für Bauingenieurwesen an der TU Graz, als er bei Prof. Dr. Franz Pacher im Salzburger „Ingenieurbüro für Fels- und Tunnelbau“ seine Berufslaufbahn begann. Viele Jahre begleitete er Pacher, einen der Mitbegründer der Neuen Österreichischen Tunnelbaumethode (NÖT), in seiner Funktion als Tunnel-Sachverständiger auf den Baustellen der Neubaustrecke Hannover–Würzburg der Deutschen Bahn, vertrat ihn aber auch bei Lehrveranstaltungen an den Technischen Universitäten in München und Wien. Als Spezialist für oberflächennahe Tunnelvortriebe wurde er in diesen Jahren zu vielen schwierigen Situationen im In- und Ausland gerufen. Nach abgelegter Ziviltechnikerprüfung im Jahr 1988 leitete Vavrovsky gemeinsam mit seinem damaligen Partner Nejad Ayaydin das „Ingenieurbüro für Geotechnik und Tunnelbau“ (IGT) in Salzburg, bevor ihm 1989 die Technische Gesamtleitung der in dem Jahr gegründeten Eisenbahn-Hochleistungsstrecken AG in Wien übertragen wurde.
Im Jahr 2013 verlieh die STUVA Vavrovsky in Anerkennung seiner Verdienste für den Tunnelbau den STUVA-Preis. In der Laudatio der Jury hieß es damals über den Preisträger: „Unstillbar ist sein Interesse an Neuem. Weitblick, Präzision und analytische Schärfe sowie menschliche Größe sind die markantesten Eigenschaften der beeindruckenden Persönlichkeit von Georg-Michael Vavrovsky. Eigenschaften, die ihn eine fast unüberschaubare fachliche Breite mit jeweils enormem Tiefgang entfalten ließen.“
Mit seinem Tod verliert die internationale Tunnelbranche eine ihrer bedeutendsten Persönlichkeiten und einen beeindruckenden Menschenfreund. Georg-Michael Vavrovsky hinterlässt seine Ehefrau Barbara und drei Kinder, denen unser tiefes Mitgefühl gilt.