Familientreffen der Tunnelbauer 2013 in Stuttgart übertrifft alle Rekorde
Weit mehr als 1.600 Teilnehmer und 150 namhafte Aussteller aus dem In- und Ausland trafen sich Ende November 2013 im ICS in Stuttgart zur STUVA-Tagung ’13 für den Erfahrungsaustausch zum unterirdischen Bauen mit anderen nationalen und internationalen Tunnelexperten. Dabei stand die STUVA-Tagung diesmal im Zeichen des Megaprojekts Stuttgart 21. Drei Tage lang wurde auf hohem Niveau gefachsimpelt und die Strategie der Zukunft besprochen. In insgesamt 40 Beiträgen wurde zu aktuellen Themen der Branche vorgetragen. Begünstigt durch die gute Verkehrsanbindung des Veranstaltungsorts und die räumliche Nähe zwischen dem Vortragssaal und der Ausstellung war auch die Expo immer gut besucht. Dies lag sicherlich auch an den qualitativ hochwertigen Ständen und der dort vertretenen Fachkompetenz.
In seiner Eröffnungsrede griff der Vorstandsvorsitzende der STUVA Univ.-Prof. Dr.-Ing. Martin Ziegler in direktem Bezug zum Großprojekt Stuttgart–Ulm auch ein Thema auf, das bereits auf der Tagung vor zwei Jahren die Fachleute beschäftigte und immer noch an Bedeutung gewinnt: Neben den technischen Herausforderungen, von denen ein Tunnelbauprojekt dieser Größenordnung mehr als genug bietet, sehen sich die Bauherren immer mehr mit öffentlichem Widerstand konfrontiert. Dabei nahm Ziegler in seiner Ansprache einerseits die Ingenieure und andererseits vor allem aber die Politiker in die Pflicht, dafür zu sorgen, dass von Anfang an eine „echte“ Bürgerbeteiligung praktiziert wird, bei der Kosten, Einschränkungen und Risiken transparent und ehrlich kommuniziert werden. Er ließ aber auch keinen Zweifel daran, dass es nach Auffassung der STUVA die Verpflichtung eines jeden Einzelnen ist, sich der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung zu stellen und den Fortschritt nicht durch partielles Eigeninteresse zu behindern (Bild 1).
Ziegler stellte heraus, dass auch ursprünglich heftig umstrittene Projekte nach erfolgreicher Fertigstellung positiv bewertet werden, wenn sich das Reiseziel in weit kürzerer Zeit erreichen lässt.
Die Notwendigkeit einer funktionierenden Infrastruktur für eine florierende Wirtschaft wurde auch vom Begrüßungsredner Ingo Rust, Mitglied des Landtages und Staatssekretär im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft des Landes Baden-Württemberg betont. Dies brachte er besonders damit zum Ausdruck, dass er dem im Anschluss sprechenden Dr. Volker Kefer, Bahnvorstand des Ressorts Infrastruktur, stellvertretend für die DB AG den Dank der Landesregierung für die Leistungen im Zusammenhang mit dem Großprojekt Stuttgart–Ulm aussprach (Bild 2).
Im Anschluss an die Ansprache von Staatssekretär Rust analysierte Dr. Volker Kefer im Eröffnungsvortrag die Erfolgsfaktoren für große Infrastrukturprojekte und griff dabei auf Erfahrungen aus dem Megaprojekt Stuttgart–Ulm zurück. Er schilderte dabei sehr deutlich, wie geänderte politische Verhältnisse in Land und Stadt sowie auch ein neuer Kostenrahmen für die Neuordnung des Stuttgarter Bahnknotens die Rahmenbedingungen verändern können (Bild 3).
Die sich anschließende Vortragsreihe beschäftigte sich mit dem breiten Spektrum des unterirdischen Bauens:
Internationale Großprojekte
Sicherheit im Tunnelbau
Maschineller Tunnelbau
Städtebau und Tunnelbau
Bürgerbeteiligung, Rechts- und Vertragsfragen
Tunnelbetrieb, Kosten
Tunnelsanierung, Tunnelertüchtigung
Der Themenblock „Sicherheit im Tunnelbau“ war dem Deutschen Ausschuss für unterirdisches Bauen (DAUB) gewidmet. Diese wichtige Institution konnte ihr 40-jähriges Bestehen feiern. Eines der wichtigsten Arbeitsfelder des Ausschusses ist seit jeher die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Sicherheit der Arbeiter unter Tage. Aus Anlass des runden Geburtstags gab es in der Pause einen riesigen Geburtstagskuchen, der an alle Teilnehmer verteilt wurde.
Abgeschlossen wurde die Vortragsreihe von einem Themenblock zum unterirdischen Bauen im Stuttgarter Raum.
Die Qualitativ hochwertigen Vorträge sorgten dafür, dass im Vortragssaal kaum ein Platz frei blieb. Die Teilnehmer zeigten sich begeistert: „Gut organisierte und gelungene Veranstaltung“; „Sehr wertvoll“, „Interessant und vielseitig!“, „Die STUVA-Tagung war wie bisher wiederum eine hervorragende Veranstaltung zur fachlichen Information und zum Meinungsaustausch zu aktuellen Themen des Tunnelbaus“ sind nur einige der zahlreichen positiven Rückmeldungen.
Am dritten Veranstaltungstag standen Exkursionen zum Großprojekt Stuttgart–Ulm auf dem Programm, die neue Stadtbahnlinie U12 unter dem Europaviertel als direkte Folgemaßnahme dieses Projekts, tiefergehende Informationen zum Vortrieb unter Methangasbeherrschung wurden angeboten und die Nachrüstung des Heslacher Tunnels und die Verkehrsleitzentrale konnten in Augenschein genommen werden. Zahlreiche Teilnehmer nahmen auch die lange Fahrt nach Schwanau auf sich, um sich ein Herstellwerk für Tunnelbohrmaschinen genauer anzusehen.
Von inzwischen 150 namhaften Ausstellern aus dem In- und Ausland, die eine Nettofläche von über 2.300 m² belegten, als professionelle Marketingplattform genutzt, wurden parallel zur Vortragsveranstaltung im Rahmen der STUVA-Expo Produkte und Dienstleistungen aus dem Bereich des unterirdischen Bauens präsentiert. Zusätzlich zu den Tagungsteilnehmern nutzten auch zahlreiche Fachbesucher die Gelegenheit, mit Ausstellern und Kollegen über die neuen Trends der Branche zu sprechen (Bild 5).
STUVA-Preis 2013
Anlässlich der STUVA-Tagung verleiht die Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen e. V. – STUVA – alle zwei Jahre den STUVA-Preis für herausragende Leistungen und Innovationen auf dem Gebiet des unterirdischen Bauens, um die Idee der Nutzung des unterirdischen Raums in der Fachwelt und in der Öffentlichkeit zu fördern.
Den STUVA-Preis 2013 hat die Jury in Anerkennung und Würdigung seiner Verdienste für den Tunnelbau an Herrn Baurat h.c. Dipl.-Ing. Dr. mont. Georg-Michael Vavrovsky verliehen (Bild 7).
Von 1989 bis 2012 hat Herr Dr. Vavrovsky als Vorstand der Eisenbahn-Hochleistungsstrecken AG bzw. der ÖBB-Infrastruktur AG seine hervorragenden Fähigkeiten für den Eisenbahnausbau in Österreich eingesetzt und diese Ära von Beginn an bis weit in die Zukunft geprägt.
Sowohl im Tunnelbau als auch bei sonstigen geotechnischen Problemstellungen hat er neue Wege beschritten und innovative Lösungen entwickelt. Die umfangreichen und vielschichtigen Erfahrungen aus den geotechnischen und tunnelbautechnischen Problemstellungen, insbesondere aus seiner Mitwirkung an ca. 40 km Tunnelbauten in Deutschland, hat er wissenschaftlich aufgearbeitet und darüber an der Montanuniversität Leoben 1987 mit dem Thema: „Entspannung, Belastungsentwicklung und Versagensmechanismen bei Tunnelvortrieben mit geringer Überlagerung“ dissertiert. Für diese Arbeit wurde er 1987 von der Österreichischen Gesellschaft für Geomechanik (ÖGG) mit dem Leopold Müller-Förderpreis ausgezeichnet.
In weiterer Folge haben die Erkenntnisse die Planung und den Vortrieb von Tunneln in derartig schwierigen Rahmenbedingungen maßgebend beeinflusst und die Grundlage für technisch und wirtschaftlich optimierte Lösungen geschaffen. Dr. Vavrovsky war auch ein Wegbereiter für den Einsatz und die Verwertung von Fortschritten in der Messtechnik zur verbesserten Beurteilung des Gebirgs- und Systemverhaltens und für die Dimensionierung der Stützmaßnahmen im österreichischen Tunnelbau. Die Kombination der vortriebsorientierten Verformungsdarstellung mit der zeitlichen Entwicklung wurde maßgeblich von ihm entwickelt. Mit seinen Arbeiten hat er dazu beigetragen, dass Tunnelbauvorhaben noch sicherer und wirtschaftlicher durchgeführt werden konnten.
Er entwickelte zudem Systeme und Methoden zur Erhöhung der Prognosegenauigkeit und der Kostenstabilität für Verkehrsinfrastrukturprojekte. Anregungen dazu erhielt er unter anderem von den großen Tunnelbauprojekten in der Schweiz. Aus seinen Entwicklungen sind Standardwerke entstanden, die verpflichtend in der OBB-Infrastruktur AG sowie österreichweit für Projekte der Verkehrsinfrastruktur angewendet werden:
Handbuch zur Kostenermittlung
ÖGG-Richtlinie Kostenermittlung für Projekte der Verkehrsinfrastruktur
Die seit Einführung des Rahmenplans 2005 kontinuierlich erzielte hohe Kostenstabilität im übertragenen Projektvolumen bestätigt den Erfolg dieser Methodik.
Dr. Vavrovsky hat sich außerdem in vielen Bereichen und Institutionen des Planens und Bauens eingebracht und dort nachhaltige Weichenstellungen bewirkt. Eine qualitätsvolle Planung steht für ihn als eine der zentralsten Einflussgrößen in der Projektabwicklung mit enormer Hebelwirkung auf Kosten, Qualität und Zeitablauf des Projekts. Qualitätsvolle Planung beginnt für ihn bei der Beschaffung dieser geistig-schöpferischen Dienstleistungen. Er hat diesbezüglich das Bundesvergabegesetz Österreichs bzw. die Materialien zum Bundesvergabegesetz in diesen Punkten entscheidend mitgestaltet. Regelwerke und Normen hat er mit seinen Vorstellungen und Werten im Rahmen von Fachnormenausschüssen des Österreichischen Normungsinstituts sowie in Fachgruppen des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins erfolgreich mitgestaltet.
Unstillbar ist sein Interesse an Neuem. Weitblick, Präzision und analytische Schärfe sowie menschliche Größe sind die markantesten Eigenschaften der beeindruckenden Persönlichkeit von Georg-Michael Vavrovsky. Eigenschaften, die ihn eine fast unüberschaubare fachliche Breite mit jeweils enormem Tiefgang entfalten ließen.
Nach Abschluss seines Studiums für Bauingenieurwesen an der Technischen Universität Graz mit Vertiefung im Kon-struktiven Ingenieurbau begann er seine Berufslaufbahn im Salzburger „Ingenieurbüro für Fels- und Tunnelbau“ bei Prof. Dr. Franz Pacher. Die Lehrjahre waren geprägt von Planungstätigkeiten für Tunnel- und Felsbauwerke, vornehmlich in Österreich, Deutschland und Griechenland. Viele Jahre begleitete er Prof. Dr. Franz Pacher, einen der Mitbegründer der Neuen Österreichischen Tunnelbaumethode (NÖT) in seiner Funktion als Tunnelsachverständiger auf den Baustellen der Neubaustrecke Hannover-Würzburg (DB), vertrat ihn aber auch bei Lehrveranstaltungen an den Technischen Universitäten in München und Wien.
Als Spezialist für oberflächennahe Tunnelvortriebe wurde er in diesen Jahren zu vielen schwierigen Situationen im In- und Ausland gerufen. Nach abgelegter Ziviltechnikerprüfung im Jahr 1988 leitete Vavrovsky gemeinsam mit seinem damaligen Partner DI Nejad Ayaydin das „Ingenieurbüro für Geotechnik und Tunnelbau“ (IGT) in Salzburg, bevor ihm 1989 die technische Gesamtleitung der im Jahre gegründeten Eisenbahn-Hochleistungsstrecken AG in Wien übertragen wurde.
Die Förderung einer qualifizierten Planungs- und Bauherrnkultur, aber auch die Entwicklung eines systemisch-kybernetischen Projektmanagement-Verständnisses mit all seinen Grundlagen und Rahmenbedingungen sind Vavrovsky bis heute ein wichtiges Anliegen.
STUVA-Nachwuchspreis 2013
Als Siegerin des Vortragswettbewerbs im „Jungen Forum“ gewann Frau Mag. (FH) Susanne Fehleisen MAS, Projektleitung Koralmbahn 3, ÖBB Infrastruktur AG, den Preis für ihren Beitrag „Koralmtunnel: Die Umsetzung des Rettungs- und Brandschutzkonzepts für komplexe Untertagebaustellen am Beispiel des Hauptbauloses“. Die Endauswahl erfolgte aufgrund einer Bewertung durch das Publikum der Vortragsveranstaltung, wobei der Vortragsinhalt, die Art der bildlichen Darstellung und die Vortragsweise in die Beurteilung eingingen. Frau Fehleisen überzeugte dabei auf allen Gebieten.
Der Preis besteht aus einer Reise nach Kanada zu außergewöhnlichen Tunnel-Baustellen. Wir gratulieren Frau Fehleisen zu diesem Vortragserfolg und wünschen ihr eine ebenso wissenserweiternde wie erlebnisreiche Reise (Bild 7).
Tagungsband
Der Tagungsband – Band 45 in der STUVA-Buchreihe „Forschung + Praxis, U-Verkehr und unterirdisches Bauen“ – mit den Langfassungen aller Vorträge (jeweils in ihrer Originalsprache deutsch oder englisch und Kurzfassungen in der anderen Sprache) erschien bereits zur Tagung und wurde an alle Tagungsteilnehmer ausgegeben. Weitere Exemplare sind über den Buchhandel oder direkt beim Verlag zu beziehen (Bauverlag BV GmbH, Avenwedder Str. 55, 33311 Gütersloh; 296 Seiten, 313 meist farbige Abbildungen und Tabellen, Format DIN A4, Broschur, ISBN: 978-3-7625-3661-1, Preis € 50,-).
STUVA-Mitgliederversammlung 2013
Anlässlich der STUVA-Tagung `13 fand am 26. November 2013 die reguläre Mitgliederversammlung der STUVA e. V. statt.
STUVA-Vorstand
Die Amtsdauer der folgenden, jeweils auf vier Jahre gewählten Vorstandsmitglieder lief mit der diesjährigen Mitgliederversammlung turnusmäßig aus:
Dipl.-Ing. Edgar Schömig
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Martin Ziegler (Vorsitzender)
Die genannten Herren wurden für eine weitere Amtszeit in ihrer Funktion bestätigt.
Damit setzt sich der STUVA-Vorstand weiterhin wie folgt zusammen:
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Martin Ziegler (Vorsitzender) bis 2017
Dr.-Ing. Karl Morgen (1. stellvertretender Vorsitzender) bis 2015
Dipl.-Ing. Otto Schließler (2. stellvertretender Vorsitzender) bis 2015
Dipl.-Ing. Wolfgang Feldwisch bis 2015
Dipl.-Ing. Edgar Schömig bis 2017 sowie
Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. Günter Girnau (als Ehrenmitglied des Vorstands ohne Wahlperiode)
STUVA-Beirat
Aus dem Beirat der STUVA sind seit der Mitgliederversammlung 2011 folgende Herren ausgeschieden:
Dipl.-Ing. Franz Bayer, Max Bögl Bauunternehmung GmbH & Co. KG, Zentralbereich Tunnelbau, München/D (pensioniert)
Dr.-Ing. Roland Gärber, Geschäftsführung Bilfinger Construction GmbH, Wiesbaden/D (Wechsel des Aufgabenbereichs)
Neu in den Beirat gewählt wurden:
Dipl.-Ing. Bernhard Arenz, BG BAU Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Leiter Prävention, Berlin/D
Dipl.-Ing. Martin Holfelder, Bilfinger Construction GmbH, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Niederlassung Tunnelbau, München/D
Dipl.-Ing. Stefan Jacob, Max Bögl Bauunternehmung GmbH & Co. KG, Leiter Zentralbereich Tunnelbau, München/D
Vormerktermin: STUVA-Tagung ´15
Die nächste STUVA-Tagung wird vom 1. bis 3. Dezember 2015 in den Westfalenhallen Dortmund stattfinden.