Dr. Rolf Bielecki im Alter von 85 Jahren verstorben
Im April 2017 ist Dr. Rolf Bielecki im Alter von 85 Jahren verstorben. Mit ihm verliert das Deutsche Ingenieurwesen eine seiner prägnanten und international hochgeachteten Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte. Einer breiteren Öffentlichkeit ist Bielecki in den neunziger Jahren als Leitender Baudirektor der Hamburger Baubehörde bekannt geworden. Er war der verantwortliche Projektingenieur und Bauherrenvertreter beim Bau der 4. Röhre des Elbtunnels und setzte als früher Pionier des grabenlosen unterirdischen Leitungsbaus auf neueste Technologien wie Hydroschildvortrieb oder den Einsatz von Stahlfaserpumpbeton. Im Jahre 1997 erhielt er den seinerzeit erstmals vergebenen STUVA-Preis, mit dem er für die zahlreichen von ihm initiierten technischen Innovationen ausgezeichnet wurde. Zu den bemerkenswerten Neuerungen zählten die Begehbarkeit der Speichen des Schneidrads bei der Vortriebsmaschine für die 4. Röhre des Elbtunnels, die Vorsondierung des Baugrunds aus der Vortriebsmaschine heraus, aber auch einige verwaltungstechnische Neuerungen, wie die Einführung von Funktionalausschreibungen bei Großprojekten.
Ein lebenslanges Anliegen war für Rolf Bielecki, die Potentiale des grabenlosen Bauens weiter voranzutreiben. So war er im Jahr 1989 die maßgebliche Kraft bei der Gründung der Deutschen Gesellschaft für grabenloses Bauen und Instandhalten von Leitungen e. V. (GSTT) und 18 Jahre lang deren Vorsitzender. 1997 wurde er schließlich zum Präsidenten der Internationalen Gesellschaft für grabenloses Bauen gewählt. Im Deutschen Ausschuss für Unterirdisches Bauen (DAUB) war er von 1990 bis 1999 Mitglied. Zahlreiche DAUB-Schriften aus dieser Zeit des technischen Umbruchs, wie die „Empfehlungen zur Planung, Ausschreibung und Vergabe von schildgestützten Tunnelvortrieben“ oder die Empfehlungen zur „Funktionalen Leistungsbeschreibung für Verkehrstunnelbauwerke“, tragen seine Handschrift.
Mit Dr. Rolf Bielecki geht ein Mensch, der sich und andere für große Ziele begeistern konnte, aber auch keiner Auseinandersetzung aus dem Weg ging, sollte einmal wieder jemand eine seiner Zukunftsvisionen für zu gewagt oder zu kostspielig halten. Seine schnelle Auffassungsgabe und beeindruckende fachliche Kompetenz haben ihm beim Verfolgen seiner selbstgesteckten Ziele genauso weitergeholfen wie sein rauer hanseatischer Charme und die echte Herzlichkeit im persönlichen Umgang. Trotz seiner äußerst zielstrebigen Art konnte ihm daher eigentlich nie jemand wirklich böse sein. In seiner Heimatgemeinde kennt man ihn bis heute als den „Jesteburg-Rebell“, der in den 90er-Jahren mit seiner Bürgerunion auch politisch angetreten war, nach seiner Ansicht veraltete Strukturen aufzubrechen. Von 1996 bis 2006 war er Mitglied im dortigen Gemeinderat, wo er bei leidenschaftlich geführten Diskussionen um die Ortskernentlastung und bei der Ausweisung neuer Baugebiete die Bevölkerung polarisierte.
Wir verlieren mit Dr. Rolf Bielecki einen außergewöhnlichen Menschen mit Weitblick und Charakter, der insbesondere dem grabenlosen Leitungsbau zahllose Impulse gegeben und generell die technische Entwicklung der letzten Jahrzehnte im unterirdischen Bauen maßgeblich beeinflusst hat.