8. Felsmechanik- und Tunnelbautag
Ende Juni 2023 fand der 8. Felsmechanik- und Tunnelbautag im WBI-Center in Weinheim, Deutschland, statt. Die sehr gut besuchte Fachveranstaltung befasste sich in diesem Jahr mit den Fokusthemen Genehmigungsverfahren und Vertragsgestaltung, Verkehrstunnelbau sowie Nachhaltigkeit und Ökobilanz im Tunnelbau. Sie wird jährlich veranstaltet von der WBI GmbH mit Unterstützung und Sponsoring der DB Netz AG sowie Unterstützung des Arbeitskreises Bautechnik des Württembergischen Ingenieurvereins.
Walter-Wittke-Preis 2023
Prof. Dr.-Ing. Walter Wittke eröffnete den 8. Felsmechanik- und Tunnelbautag in Weinheim
Credit/Quelle: Klostermeier
Der Walter-Wittke-Preis 2023 wurde an Yota Togashi PhD, PEJp, Assistenzprofessor an der Graduate School of Science and Engineering, Saitama University, Japan, verliehen. Er erhielt den Preis für sein Engagement bei der Erforschung anisotroper klüftiger Gesteinsmassen und die wertvollen Ergebnisse seiner Arbeit - insbesondere für die Bestimmung von fünf elastischen Konstanten für transversal isotrope Gesteinsmassen mit Hilfe von nur einem Triaxialversuch und den Nachweis, dass die einachsige Druckfestigkeit, die Verformbarkeit und die Anisotropie von Tuff vom Wassergehalt abhängen.
Genehmigungsverfahren und Vertragsgestaltung
In diesem Themensegment wurde das „Partnerschaftsmodell Schiene“ der Deutschen Bahn vorgestellt. Dr.-Ing. Katja Hüske von der DB Netz AG erläuterte, das das Partnerschaftsmodell sich insbesondere für komplexe Projekte anbietet. Bereits frühzeitig soll ein integriertes Team aus Planer, Bauherr und bauausführenden Unternehmen gebildet werden, sodass alle Beteiligten ihr Fachwissen optimal in die gemeinsame Lösungsfindung einbringen können.
Auch die Hamburg Port Authority versucht in Pilotprojekten mit einem alternativen Vertragsmodell, „Integrierte Projektallianz“ (IPA) Erfahrung mit einer gemeinschaftlichen Abwicklung zu sammeln um in technisch komplexen Großprojekten Streitigkeiten zwischen Projektbeteiligten vorzubeugen, die zu Mehrkosten und Terminverlängerungen führen.
Prof. Dr.-Ing. Michael Blaschko, Vorstandsvorsitzender der Wayss & Freytag AG betrachtete dieselbe Problemstellung aus Sicht des Bauunternehmers. Er thematisierte etwa die Unterschiede bei den Grundlagen Zur Preisfindung und dem Nachweis der zur Projektumsetzung erforderlichen Fähigkeiten und die Vergemeinschaftung von Risiken. Eine gemeinsame Projektabwicklung, so Blaschko, erfordere Projektmitarbeiter seitens des Bauherrn, der Planer und der Unternehmer, die das gegenseitige Verständnis und den Willen zur Zusammenarbeit und zum gemeinsamen Entscheiden mitbringen.
Der Felsmechanik- und Tunnelbautag findet jährlich statt. Er wird veranstaltet von der WBI GmbH mit Unterstützung und Sponsoring der DB Netz AG sowie Unterstützung des Arbeitskreises Bautechnik des Württembergischen Ingenieurvereins
Credit/Quelle: WBI/Fotostudio Fischer
Verkehrstunnelbau
Vier Vorträge befassten sich hier mit verschiedensten Aspekten des Verkehrstunnelbaus. Dr.-Ing. E. h. Martin Herrenknecht und Dr. Gerhard Wehrmeyer berichteten für die Herrenknecht AG von den Fortschritten bei der Erhöhung der Vortriebsleistungen im maschinellen Vortrieb unter schwierigen geologischen Bedingungen. Als Beispiel dienten die verschiedenen TBM-Einsätze beim Bau des Brenner Basis Tunnels, inklusive einem Ausblick auf den Vortrieb zweier Hartgesteinsmaschinen im Streckenabschnitt „H41 Sillschlucht–Pfons“.
Weitere Vorträge widmeten sich den Herausforderungen bei der Planung des Tunnels Offenburg sowie dem Großprojekt 2. Stammstrecke München, mit Schwerpunkten auf die komplexe Bauwasserhaltung in Planung und Betrieb und die integrative Nutzung Von BIM 4D und 5D.
Dr.-Ing. Patricia Wittke-Gattermann von der WBI GmbH stellte in einem gemeinsamen Vortrag mit der DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH und der Ed. Züblin AG über den Flughafentunnel und den unterirdischen Fernbahnhof Stuttgart Vergleiche von Messergebnissen mit den felsmechanischen Prognosen anhand von im Vorfeld durchgeführten dreidimensionalen FE-Berechnung vor.
Nachhaltigkeit und Ökobilanz im Tunnelbau
Die Fachveranstaltung befasste sich in diesem Jahr mit den Themen Genehmigungsverfahren und Verträge, Verkehrstunnel sowie Nachhaltigkeit und Ökobilanz
Credit/Quelle: WBI/Fotostudio Fischer
Dr.-Ing. Bettina Wittke-Schmitt (WBI) erläuterte in ihrem Vortrag die Ökobilanzierung für Verkehrsinfrastrukturprojekte. Dipl.-Ing. Stefan Schöne von der Heidelberg Materials AG erläuterte Maßnahmen zur CO2-Reduktion bei Herstellung und Einsatz von Zement. Einen anderen Ansatz zum Thema Nachhaltigkeit im Tunnelbau lieferte ein Vortrag über die Nutzung von Tunnelausbruch als Rohstoff für die Bauindustrie.
Prof. Dr.-Ing. Walter Wittke und Dr.-Ing. Martin Wittke referierten ebenfalls zum Thema der reduzierten CO2-Emissionen – bei gleichzeitigen Kosteneinsparungen. Sie stellten der in Deutschland gängigen Praxis eines generellen zweischaligen Ausbaus im konventionellen Tunnelbau die Option einer einschaligen Spritzbetonauskleidung gegenüber – eine Lösung für die auch im deutschen Tunnelbau die Zeit reif sei.
Der Termin für den 9. Felsmechanik- und Tunnelbautag steht bereits fest: Er wird am 13. Juni 2024 im WBI-Center in Weinheim stattfinden.