50 Jahre Swiss Tunnelling Society – Jubiläum im Rahmen des Swiss Tunnel Congress 2023
Nach 5 Jahrzehnten „vielleicht dynamischer und charmanter als in ihrer Jugend“ – so beschrieb Davide Fabbri bei seiner Begrüßungsrede des 21. Swiss Tunnel Congress in Luzern den “Jubilar“, die Fachgruppe für Untertagbau/Swiss Tunnelling Society, die 2023 ihr 50-jähriges Bestehen im großen Stil feiert.
Der mittlerweile 21. Swiss Tunnel Congress und die Feier zum 50-jährigen Jubiläum des Swiss Tunneling Society fanden im Luzerner Kongresszentrum KKL statt
Credit/Quelle: Klostermeier
Dynamische „Young Members“
Beim STS Young Members Podium wurden die besten Präsentation ausgezeichnet; an der Auswahl durfte sich neben der Fachjury auch das Publikum beteiligen
Credit/Quelle: STS/Selina Meier
Diese Dynamik geht in nicht geringem Stil von den zahlreichen jungen Mitgliedern, den STS Young Members aus, die bei der STS längst eine große Rolle spielen. Der erste Veranstaltungstag des diesjährigen Swiss Tunnel Congress in Luzern gehörte wieder den jungen Tunnelbauexperten und -expertinnen, die im Rahmen des traditionellen Kolloquiums am 12. Juni 2023 das Young Members Podium als Wettbewerb veranstalteten. Sechs Vorträge wurden zuvor ausgewählt für die Präsentation auf der Bühne des Kongresszentrums KKL in Luzern. Aus diesen qualitativ hochwertigen Projektpräsentationen durften eine Fachjury und das anwesende Publikum dann die Besten ermitteln. Ausgezeichnet wurden Annika Zimmermann für ihren Vortrag „Neubau Tagbautunnel Hagnau – Unter Betrieb der Nationalstraße im Bahndamm SBB“ und Nicolas Jungo mit dem Thema „Städtischer Tunnelbau im Herzen von Bern – Die außergewöhnlichen Herausforderungen des neuen Zufahrtstunnels für den Ausbau des RBS-Bahnhofs.
Kongressschwerpunkt: Alpentunnel Schweiz
Der zweite Veranstaltungstag gehörte dem Swiss Tunnel Congress, der sich anlässlich des Verbandsjubiläums ganz auf das Thema der schweizerischen Alpentunnel fokussierte.
„Die Schweizer Alpentunnel haben nicht nur die 50-jährige Geschichte der STS geprägt, sie haben wohl auch dazu beigetragen, dass die Schweiz zu dem Land geworden ist, das wir heute kennen. Ein Land, das sich durch moderne Verkehrswege, einen hohen Entwicklungsstand und eine hohe Mobilität auszeichnet“, so Davide Fabbri, Neuer Präsident des Swiss Tunnelling Society, der das Amt in diesem Jahr von Stefan Maurhofer übernommen hat. „Der Bau von Tunneln für die Verkehrsinfrastruktur und andere unterirdische Bauwerke, zum Beispiel im Zusammenhang mit Wasserkraftanlagen, haben die räumliche Entwicklung und den technischen Fortschritt in unserem Tätigkeitsbereich weltweit vorangetrieben.“
Dr. Ulrich Seewer vom schweizerischen Bundesamt für Raumentwicklung ARE hielt den Eröffnungsvortrag des STC 2023
Credit/Quelle: Klostermeier
Den Eröffnungsvortrag hielt Dr. Ulrich Seewer vom Bundesamt für Raumentwicklung ARE. Unter den Titel „Tunnels schaffen Verbindungen“ erläuterte er, welche bedeutenden räumlichen Auswirkungen große Infrastrukturprojekte, zum Beispiel auf der Gotthard-Achse, für die Schweiz haben, und wie derartige neue Erreichbarkeiten neue Impulse für die Raumentwicklung geben.
Weitere Vorträge befassten sich mit dem Gotthard-Straßentunnel – der Instandsetzung der ersten Röhre sowie dem Neubau einer zweiten Röhre. Es folgte ein Erfahrungsbericht über die bislang 16-jährige Betriebsphase des Lötschberg-Basistunnel. Hier lag der Schwerpunkt auf Optimierungsmaßnahmen, die die Wirtschaftlichkeit der Instandhaltung verbessern und gleichzeitig Verfügbarkeit und Sicherheit auf einem hohen Niveau halten sollen.
Für die SBB berichtete Daniel Salzmann über den Bahnausbau in der Region Zürich (siehe nachfolgender Artikel aus dem STC-Vortragsprogramm in diesem Heft). Zudem wurde unter vielen weiteren Projektberichten auch der Rheintunnel Basel als zukünftiges Schlüsselprojekt der Region vorgestellt (frühestmöglicher Baubeginn: 2029). Ein weiterer interessanter Vortrag befasste sich mit der erstmaligen BIM-basierten Ausschreibung, Ausführung und Abrechnung eines öffentlichen Infrastrukturprojektes, in diesem Fall eine Tunnelquerverbindung als Fluchtweg.
Schweizer Tunneldatenbank
Beim Swiss Tunnel Congress 2023 in Luzern stellte sich auch der neue Vorstand der Swiss Tunnelling Society offiziell vor
Credit/Quelle: STS/Selina Meier
Zum Ende des Kongresses hatte die Swiss Tunnelling Society noch eine Überraschung in petto: In mehr als 1,5 -jähriger Entwicklungsarbeit war gemeinsam mit Partnern die bestehende Tunnelbaulandschaft der Schweiz kartiert worden; seit Juni ist nun die interaktive Schweizer Tunneldatenbak auf der Webseite www.swisstunnel.ch online. Mit Hilfe dieser Datenbank ist eine visuelle Suche über eine Landkarte möglich. Aber auch eine erweiterte zielgerichtete Suche nach bestimmten Tunneln ist möglich: Name, Alter, Bauherr, längenbezogene Suchen, Eingrenzungen auf Neubau- oder Instandsetzungsprojekte …
Die Tunnelbaudatenbank macht Spaß in der Benutzung und liefert alle verfügbaren Schlüsseldaten zu mehr als 1300 Untertagbauobjekten. Darüber hinaus werden zu den einzelnen Bauwerken auch die vorhandenen FGU-Publikationen online zugänglich gemacht, und der Nutzer kann an einer kontinuierlichen Vervollständigung der Datenbank mitwirken: mit der Meldung etwaiger Fehler, mit neu verfügbaren Daten, Bildern, Berichterstattung etc., sodass die Arbeit an der Datenbank im besten Fall nie abgeschlossen ist und sie als aktuelle verlässliche Informationsquelle genutzt werden kann.
EinBlick in den Untergrund
Mehr als 600 Besucher nahmen am Kongress 2023 teil; der Jubilämsfestakt und das Young Members Forum verzeichneten 450 Teilnehmer
Credit/Quelle: STS/Selina Meier
Im Jubiläumsjahr gewährte die STS der breiten Öffentlichkeit den seltenen Zugang zu bestehenden und im Bau befindlichen Untertagebauwerken Die bereits im Mai begonnen Besichtigungsaktion „EinBlick in den Untergrund“ wurde auf mehr als 25 Veranstaltungsorte in der ganzen Schweiz verteilt wird nach knapp 5 Monaten Dauer Ende September abgeschlossen.
Die Akzeptanz in der Bevölkerung für unterirdische Infrastrukturlösungen ist nach Ansicht von Stefan Maurhofer mit der Zeit gewachsen. Dieser Trend werde sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen, da dem Bedürfnis nach Vernetzung und Mobilität ein ebenso wichtiges Bedürfnis nach einer möglichst ungestörten Landschaft hinzugekommen sei. Kurz gesagt: Tunnelbau genießt bei der Schweizer Bevölkerung eine hohe Popularität.