Erfolgreicher WTC 2023 in Athen
Zur Abschlussveranstaltung waren sich die Teilnehmer einig: Es war ein exzellenter World Tunnel Congress 2023 in Athen. In Zahlen bedeutet das: Mehr als 420 Präsentationen aus über 45 Ländern in den Vortragsveranstaltungen und eine umfangreiche Ausstellung der Tunnelbau-Branche. Diese Kombination lockte mehr als 2000 Teilnehmer zum Kongress nach Athen. Vielleicht nicht unbedingt exzellent, sondern eher noch etwas ausbaufähig war die Zahl der rund 100 Online-Teilnehmer, die das Hybrid-Konzept des WTC nutzten und sich live zu den Vorträgen dazuschalteten. Da die Aufzeichnungen der Vorträge allerdings ohne zeitliche Beschränkung online verfügbar bleiben sollen, wird sich die Zahl der Zugriffe auf die digital gespeicherten Vortrags-Präsentationen wohl noch steigern lassen.
Eröffnung des WTC 2023 im Megaron Congress Centre in Athen
Credit/Quelle: WTC 2023
Zukunftstechnologien
Round Table zum Thema „Der unterirdische Raum im Dienste der Mobilität: Zukunftstechnologien“
Credit/Quelle: Klostermeier
Michel Deffayet (links), Präsident der ITACET-Stiftung, überreicht den ITACET-Award an Dr. Donald Lamont
Credit/Quelle: WTC 2023
Mehr als 2000 Besucher nahmen an den Vortragsveranstaltungen und der großen Ausstellung des WTC in Athen teil
Credit/Quelle: Klostermeier
Zukunftstechnologien und die ernsthafte Umsetzung nachhaltiger und umweltschonender Bauprojekte rücken mehr und mehr in den Fokus der Baubranche, daher hatten diese Themen auch beim WTC 2023 einen größeren Stellenwert als noch in früheren Jahren.
Arnold Dix nutzte seine Eröffnungsansprache für einen Aufruf an alle: „Wir haben den Klimawandel gemacht – und wir als Tunnel- und Untertagebauspezialisten sind jetzt gefordert. Wir, die Wissenschaftler und Ingenieure. Das hier ist nicht nur eine Konferenz, hier ist eine Versammlung von Experten und Träumern des Untertagebaus. Lasst und also eine gemeinsame Vision entwickeln, wie wir den Menschen auf unserem Planeten helfen können.“
Die Eröffnungsveranstaltung beinhaltete auch eine Round-Table-Debatte über mögliche und zum Teil schon realisierte Zukunftstechnologien für den unterirdischen Raum in Dienste der Mobilität. Ein Planet für eine Bevölkerung von bald 10 Milliarden – die Nutzung des unterirdischen Raums muss in den Fokus rücken, und die Ingenieure müssen sich Gedanken machen, wie sich ihr Arbeitsfeld dazu in den nächsten fünf oder zehn Jahren verändern wird. Zunehmend oder sogar vollautomatisiert möglichweise? Letzteres kann und will man sich nicht vorstellen; die Kontrolle über die Projekte müsse immer in der Hand der Ingenieure bleiben. Chat GPT soll also noch nicht beauftragt werden, gleich den ganzen Tunnel zu planen. Aber die Technologie und Künstliche Intelligenz seien nun mal da, und es sei Aufgabe der Lehrenden, zukünftigen Ingenieuren beizubringen, wie sich diese Technologien kontrollieren und nutzen ließen.
Per Abstimmung versuchte man herauszufinden, welche Entwicklungen das Publikum als „Game Changer“ betrachtet. Beim Tunnelbau waren dies eindeutig die Materialtechnologien.
ITA-Jahrestagung
Die 49. Jahrestagung der ITA war wie immer zweigeteilt und rahmte die Kongresstage ein. ITA-Präsident Arnold Dix brachten die Vertretern der Mitgliedsländer auf den Stand der derzeitigen organisatorischen Reformen und warb für die Vision, mit deren Umsetzung der Vorstand sich derzeit befasst. „Wir waren in den letzten sieben Monaten (seit dem WTC in Kopenhagen) sehr beschäftigt“, so Dix. Genauer: Beschäftigt mit der Vision der „One strong ITA“, der ITA als starke Einheit, die „unterirdische Lösungen für eine bessere Welt“ findet. Die Zielsetzung ist mittlerweile klar formuliert „Wir wollen die führende Organisation des Untertagebaus werden, um eine effiziente und widerstandsfähige unterirdische Infrastruktur mitzugestalten für unsere und zukünftige Generationen“, sagte der Präsident. Die starke ITA solle allerdings nicht auf Kosten einer Schwächung der nationalen Tunnelbauverbände gehen, bekräftige Dix. Im Gegenteil: Das Konzept beinhalte die Unterstützung und Stärkung der Länderorganisationen.
Die 49. ITA-Jahrestagung mit dem Vorstand und den Vertretern der Mitgliedsnationen
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Mit der Wahl von Ioannis Fikiris (Griechenland) durch die Generalversammlung hat die ITA nun wieder vier Vizepräsidenten
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Zum 1. Juli 2023 wird Roland Herr (links) die Nachfolge von Olivier Vion (rechts) als Geschäftsführer der ITA antreten und den Vorstand um Präsident Arnold Dix (Mitte) bei seiner Arbeit unterstützen
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Die Reformen werden angesehen als die wichtigsten Änderungen seit Gründung der ITA, die mit neuen Initiativen agiler werden will. Dazu gehört auch das in Kopenhagen gewählte „Governance Council“, das die Lenkung, die ethischen Grundsätze und die Handlungsweise kritisch analysiert, ebenso wie das neue Komitee zur Nachhaltigkeit, das vorerst bis 2025 aktiv bleiben soll. An seine Kolleginnen und Kollegen des Vorstands richtete Dix Worte der Ermunterung und des Lobes: „Ihr verändert gerade eine ganze Menge, und das sehr, sehr schnell!“ Und aus den Reihen der Mitgliedsnationen bescheinigte Mike Rispin (USA) dem Präsidenten und dem ExCo eine „hervorragende Kommunikation“.
Auch Wahlen und Personalien standen auf dem Programm der Jahrestagung. Ioannis Fikiris (Griechenland) wurde zum vierten Vizepräsident des amtierenden ExCo gewählt. Und nach 14 Jahren gab Olivier Vion sein Amt als Executive Director an einen Nachfolger weiter; ab dem 1. Juli 2023 wird Roland Herr nun diese wichtige Arbeit in der ITA ausführen. Vion wird der ITA parallel noch bis zum 50. Jubiläum der Organisation im kommenden Jahr erhalten bleiben. Arnold Dix dankte ihm und seinem Team vom ITA-Sekretariat insbesondere für die rasche digitale Transformation in der COVID-Pandemie, diese Umstellung sei “möglicherweise entscheidend gewesen für den Fortbestand der ITA“.
Bei der Abschlussveranstaltung überreichten die griechischen Veranstalter die ITA-Flagge an China, das Gastgeberland des WTC 2024 in Shenzhen
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Kommende Veranstaltungen
Der World Tunnel Congress 2024 im chinesischen Shenzhen ist bereits seit Langem beschlossene Sache, ebenso wie der Kongress 2025, der in Stockholm stattfinden wird. Und auch die ITA-Awards gehen zuverlässig in die nächste Runde. Die neunte Preisverleihung wird am 24. November 2023 in Mumbai, Indien, als Hybrid-Veranstaltung stattfinden. Bewerbungen dafür können noch bis zum 20. Juni eingereicht werden.
Für die Ausrichtung des WTC 2026 hatten sich zwei Länder beworben: Südafrika und Kanada. Am Ende blieb dem südafrikanischen Vertreter, der den Kongress nach Kapstadt holen wollte, nur übrig, zu gratulieren: die Wahl fiel auf den kanadischen Kontrahenten Montreal. Für 2027 gibt es nach aktuellem Stand nur einen Bewerber – Belgien möchte Ausrichter des Kongresses in vier Jahren werden.
Neu im WTC-Programm: Sport!
Als 79. Mitgliedsnation wurde Pakistan im Rahmen des WTC 2023 in die ITA aufgenommen
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ITA-Frühlingsolympiade in zwei Disziplinen: Die Teilnehmer traten im sportlichen Wettstreit bei einem Cricket-Match und einem (geringfügig verkürzten) Marathon-Lauf an
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Ganz neu auf dem Programm in diesem Jahr: Sportveranstaltungen. Die in Athen ins Leben gerufenen „WTC 2023 Athletic Events“ sollten den Teilnehmern erstens Spaß machen und zweitens mit freiwilligen Spenden auch noch etwas für den guten Zweck tun. Im Panathinaiko-Stadion, das für die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 errichtet worden war, luden die Veranstalter zum symbolischen Marathonlauf ein. Symbolisch, weil man sich bei der Länge mit einer Strecke von 10 Runden begnügte. Der Erlös kommt der griechischen Organisation ELEPAP zugute; mit dem Geld wird ein Rehabilitationsprogramm für Kinder mit Behinderungen unterstützt.
Sport-Event Nummer Zwei führte die Untertagebauer auf den Sportplatz der Platon-Schule. Anlässlich der Aufnahme von Pakistan als 79. Mitgliedsland in der ITA wurde dort ein Cricket-Match veranstaltet – viel Spaß für die Schüler auf der Tribüne und die sportbegeisterten Tunnelbauer auf dem Rasen.