Tunnelbau-Marktstudie 2016
Seit 2011 sammelt die International Tunnelling and Underground Space Association (ITA) Marktdaten aus dem Tunnelbau. Eine erste weltweite Marktstudie wurde 2014 zusammengestellt. An der zweiten Marktübersicht, die beim WTC 2017 in Bergen präsentiert wurde, haben die Mitgliedsländer der ITA (aktuell 73 Nationen) erneut mitgewirkt. Für die aktuelle Analyse wurden Daten aus 89 Ländern und über rund 2300 Bauprojekte erhoben.
Die neue ITA-Studie belegt eindeutig den beträchtlichen Umfang des globalen Tunnelbaumarktes mit einer jährlichen Wirtschaftsleistung von rund 86 Milliarden Euro. Laut Einschätzung der ITA wird der Markt das Wachstum der vergangenen Jahre weiter fortführen. 2013 hatte die ITA für die Folgejahre eine jährliche Wachstumsrate von 5 % prognostiziert, die tatsächlich aber die Marke von 7 % überschritt. In dieser Größenordnung wird es nach ITA-Einschätzung in den kommenden fünf bis zehn Jahren mindestens weitergehen.
Im Vergleich zum gesamten Baugewerbe hat der Tunnelbaumarkt mit jährlich 7 % eine zweifach höhere Wachstumsrate hingelegt. Rund 5200 Tunnelkilometer sind seit 2013 weltweit pro Jahr im Durchschnitt gebaut worden; dies entspricht, auf die Kilometer bezogen, einem Wachstum von 15 %. Aktuell stellt der Tunnelbau-Markt 6–7 % des globalen Baumarktes im Infrastruktur-Sektor.
China
Mit 37 Milliarden Euro jährlicher Wirtschaftsleistung wird China voraussichtlich für die kommenden zehn Jahre rund 50 % des globalen Tunnelbaumarktes repräsentierten. Die Entwicklung der Großstädte wird sich fortsetzen. Wenigstens 50 weitere Städte kommen in absehbarer Zeit für neue Metro-Bauprojekte in Frage. Darüber hinaus verlangt die Vernetzung der urbanen Zentren untereinander den Bau von Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecken (mit entsprechendem Bedarf an Tunnelprojekten) und Fernstraßen.
Indien
Verglichen mit 2013 konnte sich der indische Tunnelbau-Markt nahezu verdoppeln und wird weiterhin wachsen. Derzeit werden in 15 Städten Metro-System gebaut, und weitere sollen folgen. Die großräumige Vernetzung bedeutet für Indien eine besondere Herausforderung. Hierzu muss ein umfassendes Infrastruktur-Programm aufgelegt werden. Zudem wird Jakarta voraussichtlich bis 2050 zur größten Stadt der Welt mit rund 37 Millionen Einwohnern anwachsen. Der Bau der ersten Metro-Linie mit 15 km Länge kann da nur der Anfang sein. Auf Basis von Vergleichen mit anderen Mega-Städten sei ein Bedarf von 500 km Metrostrecke realistisch.
Ost- und Südostasien
Japan, Südkorea und Singapur sind hier die führenden Tunnelbau-Märkte, während Malaysia mit einem Volumen von 400 Millionen Euro und einem 40-prozentigen Wachstum innerhalb von nur drei Jahren an Bedeutung zugenommen hat. Als weiterer aufstrebender Markt gilt Nepal aufgrund seiner großen Wasserkraft-Projekte.
In Südostasien wird neue Infrastruktur benötigt um Schäden durch vermehrte Stürme und die Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern. Dies ist in Jakarta (Indonesien) vorgesehen, wird für die Philippinen notwendig sein, und das geplante Unwetterschutzprogramm in Bangkok wird wohl ebenfalls ausgeweitet. Vietnam, Kambodscha, Myanmar und Bangladesch benötigen unterirdische Wasserspeicherung und Infrastruktur für den Unwetterschutz.
Europa
Der europäische Markt bewegt sich relativ konstant zwischen jährlich 10–12 Milliarden Euro, mit Italien, Russland, Türkei, Deutschland und Österreich an der Spitze. Der öffentliche Transport wird weiter entwickelt, da bis 2050 die Halbierung der CO2-Emissionen erreicht werden soll. Da das wirtschaftliche Wachstum in Europa im weltweiten Vergleich eher kleiner ausfällt, liegt eines der größten Hindernisse für einen stärkeren Markt in der Projekt-Finanzierung.
Mittlerer Osten
Mit einem Wachstum von 300 % seit der letzten Studie ist der Mittlere Osten die Region mit der weltweit größten Expansionskraft. Daran haben vor allem Iran (Straßen- und Bahntunnel), sowie Katar und Saudi Arabien (Metro-Projekte) großen Anteil.
Amerika
Die Entwicklung in Südamerika geht weiter voran; es sind Großprojekte vorgesehen, die die Anden unterqueren sollen, zudem wird es neue Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecken in Brasilien ebenso wie zwischen benachbarten Staaten geben. Der Markt der gesamten Region ist von 2 auf 3,6 Milliarden Euro angewachsen.
Die Entwicklung in Nordamerika hängt stark vom Bau neuer Hochgeschwindigkeits-Bahnlinien ab. Bevorzugte Transportmittel sind noch immer Flugzeug und Automobil. Einschränkungen im Energieverbrauch und eine Reduktion der CO2-Emissionen können Faktoren sein, die einen verstärkten Bahnverkehr begünstigen.
Afrika
Zurzeit kann die ITA keine greifbaren Projekte in Afrika identifizieren, der Bedarf ist jedoch vorhanden. Bis 2025 sollen rund 20 Städte mehr als zwei Millionen Einwohner zählen, drei Städte sogar mehr als zehn Millionen Einwohner. Diese Städte benötigen moderne Infrastruktur – u. a. für Trinkwasser, Abwässer und Massenverkehrsmittel – die zum Großteil unterirdisch angelegt werden muss.