SCAUT – Kompetenzzentrum für die innovative Nutzung des Untergrundes
Wenn der Platz knapp wird in Großstädten, wird in die „dritte Dimension“ gebaut, schon seit langer Zeit. Der moderne Hochhausbau verdichtet die Stadtzentren in Ballungsgebieten bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts, die ersten Wolkenkratzer erschienen vor beinahe 100 Jahren auf der Bildfläche. Die erst vor wenigen Monaten gegründete Schweizer Initiative SCAUT richten den Blick allerdings nicht in die Höhe: „Die dritte Dimension führt ja eben auch noch in die andere Richtung – nach unten“, so Felix Amberg, Präsident des Fördervereins SCAUT.
Konzeptstudien und Technologie-Projekte
SCAUT steht für Swiss Center of Applied Underground Technologies, zu Deutsch: Schweizer Kompetenzzentrum für innovative Nutzungen des Untergrundes. Als Hauptaufgaben hat die vorerst noch als Förderverein organisierte, junge Industrie-Initiative drei Schwerpunkte festgelegt:
1. Bereitstellung von fachlichem Know-how im Rahmen eines Netzwerks zur Beurteilung, Konzeption und Umsetzung zukunftsweisender Nutzungen des unterirdischen Raumes
2. Förderung unterirdisch basierter Technologie-Entwicklungsprojekte durch Publikationen, Veranstaltungen und Networking-Plattformen
3. Internationale Akquise innovativer Untergrund-Nutzungskonzepte sowie Projektbegleitung durch Gründung und Koordination von Konsortien bestehend aus internationalen und Schweizer Hightech-Unternehmen
Die gezielte Entwicklung und Nutzung des unterirdischen Raumes will die Industrie-Initiative im Kern durch zwei Maßnahmen vorantreiben: Konzeptstudien und Technologie-Projekte. Im Rahmen der Konzeptstudien sollen Nutzungsideen technologisch und wirtschaftlich bezüglich ihrer Machbarkeit analysiert werden. Als Beispiele für innovative Nutzungen des unterirdischen Raumes nennt SCAUT unter anderem automatisierte Güter- und Personentransportsysteme, hochsichere Datenzentren, großflächige Speicheranlagen für erneuerbare Energien, erschütterungsfreie Präzisionsfabriken, emissionsarme Kläranlagen oder klimastabile Pflanzenfarmen für die Agrarwirtschaft.
Im Rahmen der Technologie-Projekte sollen darüber hinaus neuartige, vielversprechende Technologieansätze zur Anwendungsreife gebracht werden. Einige Entwicklungsprojekte hat SCAUT gemeinsam mit Industriepartnern bereits auf den Weg gebracht. So entwickelt die Elkuch Group in Zusammenarbeit mit SCAUT ein vorfabriziertes, sofort betriebsbereites Fertigbau-Element für den Abschluss von Tunnelquerschlägen, das die Montagearbeiten im Tunnel auf ein Minimum reduziert. Ein weiteres Projekt (Industriepartner: Sika) befasst sich mit der Entwicklung von staubbindenden Stoffen und Vorrichtungen zur Reduktion der Verschmutzung unterirdischer Anlagen. Auch das Internet of Things (IoT) – das „Internet der Dinge“ – steht im Fokus des Kompetenzzentrums. Mit dem Industriepartner Swisscom wird hier die Entwicklung von Kommunikationssystemen vorangetrieben, in der alle wichtigen Komponenten einer unterirdischen Anlage (z. B. Fahrzeuge, Schienen, Türen) Zustandsinfos über Internet austauschen können und damit hochautomatisierte Abläufe ermöglichen. In Kooperation unter anderem mit Implenia und Sika gibt es zudem noch ein Projekt, das sich mit der Vor-Ort-Produktion von Bauelementen mit großen, mobilen 3D-Druck-Anlagen befasst.
Veranstaltungen und Workshops –
IoT und die „Baustelle der Zukunft“
Öffentliche und interne Workshops zu fortschrittlichen Entwicklungen und Ideen im Umkreis der Bauindustrie sind feste Bestandteile des SCAUT-Konzepts. Das erste öffentliche SCAUT-Event zum Thema „IoT – Baustelle 4.0“ fand Ende Juni 2017 im Versuchsstollen Hagerbach, Schweiz, bei guter Beteiligung statt. Ziel des Anlasses war es, den „IoT – Baustelle 4.0“-Prototypen vorzustellen und weiteren möglichen Partnern anhand von Vorträgen und Anwendungsbeispielen bekanntzumachen. Der Anlass bot somit auch einen idealen Rahmen für Kontakte und einen Informationensaustauch über die Digitalisierung und deren Auswirkung auf die Baustelle der Zukunft.
Fördervereinspräsident Felix Amberg präsentierte einleitend die Ideen und Ziele der SCAUT-Initiative. Anschließend zeigte Prof. Roland Küng, ZHAW (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften), den Stand der Technik auf und gab einen Ausblick, wie das Internet of Things die Baustellen in Zukunft verändern wird.
Yvette Körber, Amberg Loglay AG, erläuterte Trends dieser zukünftigen digitalisierten Baustellen. Im Zentrum standen dabei vor allem Baustellen im urbanen Raum, bei welchen sich durch die Nutzung von vernetzten und aktuellen Daten und Plattformen erhebliche Kosten- und Effizienzsteigerungen erreichen lassen.
Der Rundgang im Versuchsstollen führte zu verschiedenen Stationen des Prototypen „Baustelle 4.0“, der bereits diverse sensorbestückte Bauteile für Test- und Demonstrationszwecke
beinhaltet. Geri Enderle von der Müller Steinag Element AG,
Michael Lierau von der Elkuch Group AG und Michael Kompatscher vom Versuchsstollen Hagerbach zeigten in anschließenden Referaten auf, wie diese Sensoren und deren Daten in verschiedenen Anwendungsfällen zur Effizienzsteigerung, bei Unterhalts- und Wartungsarbeiten oder zur Erhöhung der Transparenz bei Produktionsprozessen genutzt werden.
Weitere Ausführungen zum Konzept der SCAUT-Initiative finden sich online unter der nebenstehenden Adresse. Dort werden auch Infos gegeben zu Projekten, aktuellen Veranstaltungen und der noch zu gründenden Trägerstiftung. Zudem kann man sich dort als Einzel- oder Kollektiv-Mitglied im Förderverein anmelden.
Marvin Klostermeier
ITACUS: aktive Unterstützung für die SCAUT-Initiative
Auf der diesjährigen ITA-Jahrestagung gab ITACUS (International Tunnelling and Underground Space Association’s Committee on Underground Space), im Rahmen der Mitgliederversammlung in Bergen seine aktive Unterstützung der SCAUT-Idee bekannt.
Antonia Cornaro, stellvertretende Vorsitzende des ITA-Komitees erläuterte den Vertretern der teilnehmenden Nationen die engen Zusammenhänge der ITACUS-Zielsetzungen mit dem Konzept der Schweizer Initiative. „Die Nutzung des unterirdischen Raumes kann eine wichtige Rolle dabei einnehmen, unsere Städte zukunftsfähig zu gestalten, sie belastbarer zu machen – ein integratives Umfeld, das Herausforderungen wie dem Klimawandel gerecht werden kann und, an allererster Stelle, auch lebenswert für die Menschen ist“, sagte Cornaro. „Dies erfordert vorausschauende Planung und Handhabung unseres unterirdischen Raumes, und es erfordert innovatives Denken sowie neue technologische Ansätze, damit dieses Ziel erreicht werden kann.“
Die Rolle von ITACUS beinhalte hierbei auch, die Industrieunternehmen mit ins Boot zu holen und die Verbindung herzustellen zwischen globalen Entwicklungstrends und den sich daraus ergebenden geschäftlichen Möglichkeiten. „Aus diesem Grund begrüßen wir die Schweizer Initiative, mit SCAUT ein Kompetenzzentrum für angewandte Untergrund-Technologien ins Leben zu rufen“, so Antonia Cornaro weiter. „SCAUT ist eine industrieübergreifende Interessengemeinschaft mit dem Ziel, Forschung und technologische Entwicklungen voranzutreiben, die die Nutzbarmachung des unterirdischen Raumes fördern. ITACUS wird diese Initiative unterstützen und aktiv mit SCAUT zusammenarbeiten bei der Entwicklung seines Forschungsprogramms, das sich den Herausforderungen unsere Zeit stellt.“