„Gegenwärtig geht’s uns noch ganz gut …“ – eine Eröffnungsrede vom Kanzler a. D. Gerhard Schröder
Ein ausgewiesener Tunnel-Experte ist er nicht, aber etwas zu sagen hatte trotzdem: Dr. h. c. mult. Gerhard Schröder, deutscher Bundeskanzler a. D. hielt den Eröffnungsvortrag der STUVA-Tagung 2019 mit dem Thema „Politische und wirtschaftliche Perspektiven in Deutschland und Europa“ und lieferte einen Blick auf das große Ganze – in altbekannter Form: pointiert, unterhaltsam und geschickt im Umgang mit der Selbstironie. Den „Ernst der Lage“ ließ er dennoch deutlich durchscheinen. „Gegenwärtig geht’s uns noch ganz gut, aber wird das so bleiben?“ Die Antwort war klar: Wenn wir nichts dafür tun, wird es garantiert nicht so bleiben.
Seine Lösungsmöglichkeiten und Denkanstöße reichten dabei von kritischen Gedanken zum Forschungsstandort Deutschland und der zwingenden Notwenigkeit, die heimische Infrastruktur „wieder auf Vordermann zu bringen“, über die Forderung eines deutschen Bekenntnisses als ökonomische Führungsmacht in Europa geradezustehen bis hin zur Einordnung der zukünftigen, schwindenden, Bedeutung einer EU im Zustand der Desintegration, zwischen den globalen Machtzentren USA und China. In aller Kürze: Chinas Wirtschaftskraft wächst beständig, Donald Trump wird die USA und das europäisch-amerikanische Verhältnis stärker prägen, als viele diesseits des Atlantiks wahrhaben wollen, Deutschland und Frankreich müssen in gemeinsamer Stärke für Europa eintreten und Deutschland muss in das investieren, was für die Zukunft wirklich wichtig ist: „ … sonst werden wir von anderen Saaten überholt; die Chinesen kommen dann mal zu Besuch, um sich das neue Disneyland anzusehen.“ Dem Applaus nach zu urteilen, stand Gerhard Schröder mit seinen Ansichten nicht ganz alleine da.