BASF TBM-Konferenz 2009
BASF Construction Chemicals Business Unit MEYCO Global Underground Construction, einer der weltweit führenden Hersteller von Spezialprodukten für den maschinellen Tunnelvortrieb, organisierte vom 5. bis 6. November 2009 in Singapur die 3. BASF TBM- Konferenz (Bild 1). Die vorangegangenen Konferenzen fanden 2007 in Europa und 2008 in Nordamerika statt – der Veranstaltungsort für 2010 wird voraussichtlich in Großbritannien sein.
Zwölf weltweit anerkannte Referenten namhafter Berater, Baufirmen, Bauherren, Designer und Maschinenhersteller präsentierten einen umfassenden Überblick bezüglich TBM-Design, aktueller Bodenkonditionierungssysteme und deren Grenzen, Lehren aus dem bisherigen Tunnelbau in Singapur, Schlüsselindikatoren von TBM-Vortrieben und generellen Sicherheitsaspekten (Bild 2).
Die Anwesenheit von ca. 200 ausgewählten Teilnehmern unterstrich deutlich den internationalen Rang der BASF TBM- Konferenz. Zusätzlich bot die Jewel Box als einzigartiger Veranstaltungsort den perfekten Rahmen für entspannte Diskussionen sowohl zwischen den Vorträgen als auch bei der Abendveranstaltung mit einem eindrucksvollen Blick über Singapur.
Folgende Themen wurden präsentiert:
„Überblick über Singapur’s MRT System 2020“ von Ow Chun Nam, Direktor der Circle Line 4 + Downtown Line 3 der Land Transport Authority und Präsident der Tunnelbauvereinigung TUCSS in Singapur
Ow Chun Nam gab einen Überblick über den Singapur Land Transport Masterplan, die Entwicklung des Schienennetzes und die Herausforderungen beim Bau der neuen Linien. Ausgehend von der Eröffnung der noch ausstehenden Ab-schnitte der Circle Line in 2010 spannte er den Bogen bis ins Jahr 2020, wenn die Eastern Regional Line fertig gestellt werden wird und sich damit das bestehende Netz von 138 km auf 278 km ausgedehnt haben wird. Besonders beleuchtete er die Problematik der Trassen-führung, die Nähe zu bestehenden Tunnels und anderen Bau-werken sowie die Geologie Singapurs und Schwierigkeiten der Mixed-Face-Conditions.
„Bodenverbesserung in Singapur und neue Lösungen“ von Kooper Kim, TBM & Civil Projects Manager von MEYCO Global Underground Cons-truction Asia Pacific
Kooper Kim präsentierte Bodenverbesserungsmaßnahmen bei dem Singapur MRT Projekt, bei dem verschiedene Injektionsverfahren eingesetzt wurden. Die hauptsächlich verwendeten Materialien waren Portland Zement, Zement-Bentonit-Mischungen und Na-Silikate. Vorgestellt wurden neue Injektionsmittel wie Rheocem Mikrozemente und umweltfreundliche kolloidale Silika MEYCO MP 320 sowie deren Vorteile.
„Null-Toleranz-Sicherheit – eine psychologische Annä-herung an das Managen von Sicherheit im Tunnel“ von Keith Jonson, Principal Consultant von Jonson Business Consulting Services of Sydney, Australien
Keith Jonson fokussierte sich auf die nötige Abkehr von gefährdenden Einstellungen, Verhaltensweisen und Kulturen, um die Arbeitssicherheit auf Tunnelbaustellen zu erhöhen. In Australien blieb trotz rigoroser Sicherheitsauflagen die Zahl der Unfälle und Verletzungen auf einem unakzeptabel hohen Niveau. Sein „Null-Toleranz-Sicherheitsprogramm“ beschäftigt sich nicht mit den Symptomen, sondern den Ursachen unsachgemäßen Verhaltens – basierend auf wissenschaftlich fundierten psychologischen Prinzipien.
„Maschineller Tunnelbau für neue, hocheffiziente Infrastrukturen für Verkehrs- und Versorgungs-Systeme“ von Dr. Karin Bäppler, Herrenknecht AG, Deutschland
Karin Bäppler beschrieb die aktuelle Nachfrage nach Infrastruktur untertage und den dazu nötigen neuesten Techniken des maschinellen Tun-nelbaus. Dies beinhaltete Hydro- und EPB-Schilde, umbaubare Schilde und Hartgesteinsma-schinen. Hierzu zählen die 2 weltgrößten 15,43 m Hydro-schilde für die Chanjiang Unterquerung in Shanghai und die größten EPB-Maschinen mit einem Durchmesser von 15,20 m für den M-30 Autobahntunnel in Madrid. Dieses Projekt wurde über 3 Monate vor dem ursprünglichen Zeitplan fertig gestellt. Die größten Doppelschilde mit einem Durchmesser von 12,34 m wurden für den Nord-Süd-Bypass in Brisbane, Australien, eingesetzt, die Grippermaschine mit einem Durchmesser von 12,40 m fährt einen Hartgesteinstunnel in Jinping auf.
„Die wiederverwendbare Rückzugs-TBM“ von Yasunori Kondo und Yoshio Sakai, Kawasaki Heavy Industries Ltd.
Yasunori Kondo and Yoshio Sakai präsentierten das Konzept einer wiederverwendbaren Rückzugs-TBM, die bei Projekten ohne bergungsfähigen Zielschacht die Projektkosten drastisch verringern kann. Die Hauptkomponenten können so wiederverwertet werden und die Montagerespektive Demontagezeiten werden reduziert. Ebenso wurde das Gangnam Projekt in Seoul, Südkorea, vorgestellt.
„Von Laborparametern zur Risikoabschätzung von Hartgesteinsvortrieben“ von Assistenzprofessor Pål Drevland Jakobsen, Norwegian University of Science and Technology, Trondheim, Nor-wegen
Pål Jakobsen beschrieb die norwegischen Bohrbarkeits-Testmethoden für Hartgestein. Die Ermittlung von Indizes zur Charakterisierung der Bohrbarkeit basieren auf dem „Drilling Rate Index“, dem „Bit Wear Index“ und dem „Cutter Life Index“. Beschrieben wurde weiterhin eine Fallstudie aus Singapur, bei der das „Fullprof“ Modell für eine Bauzeitermittlung sowie Kostenabschätzung eingesetzt wurde.
„Abdichtung der TBM – Schildschwanzdichtmassen und Hauptlagersperrfette“ von Lars Langmaack, Tech-nical Manager TBM – MEYCO Global Underground Construction, Schweiz
Lars Langmaack gab einen Überblick über die verschiedenen BASF-Spezialfette und Dichtmassen: von Hauptlagersperrfetten und EP2-Schmierfetten bis zu Dichtmassen. Im Gegensatz zu den bisher eingesetzten Dichtmassen wurde eine 100 % ölfreie Version vorgestellt, die hauptsächlich auf natürlichen Rohstoffen basiert und absolut feuerresistent ist. Hierzu wurde auch eine neue ökologische Verpackung vorgestellt.
„Bodenbedingungen für den TBM-Tunnelbau in Singapur“ von Nick Shirlaw, Golder Associates, Singapur
Nick Shirlaw erlaubte einen eindrucksvollen Einblick in den Tunnelbau in Singapur inklusive einer Beschreibung der geologischen Formationen, des Bodenverhaltens, der benötigten Stützdrücke und deren Auswirkungen auf die Geländeoberfläche. Die Themen Abrasion und aufgetretene TBM-Schäden wurden ebenfalls beleuchtet.
„Key Performance Indica-tors (KPI) – Schlüsselindikatoren für Singapurs anspruchsvolle Geologie“ von Tim Babendererde, Babendererde Engineers, Deutschland
Singapurs typische Geologie war auch Startpunkt für Tim Babendererde’s Vortrag. Er beschrieb die Notwendigkeit des Stützdruckes, dessen Einschätzung und Bewertung, typische Slurry-Kennwerte und Datenüberwachungssysteme. KPI sollten vor dem Start des Tunnelbaus festgelegt werden und Warnrespektive Stopp-Ebenen beinhalten. „Ohne Datenüberwachung kein Tunnel“, fügte er an.
„Bodenkonditionierung in schwierigen Bodenverhältnissen“ von Lars Langmaack, Technical Manager TBM – MECYO Global Underground Contruction, Schweiz
In dieser Präsentation beschrieb Lars Langmaack die Bedeutung der Bodenkonditionierungsmittel: Polymerschäume, Anti-Ton-Additive und Langket-tenpolymere. Als Baustellenbeispiele wurden angeführt die Projekte in Aviles (Spanien), Toulouse & Marseille Metro (Frankreich), Moskau Metro Escalator (Russland), Singapur DTSS und das M-30 Autobahnprojekt in Madrid (Spanien), bei dem mit einem Durchmesser von >15 m die bisher größten EPB-Maschinen eingesetzt wurden. Umweltaspekte der Bodenkonditionierung wurden ebenso diskutiert.
„TBM-Design und Vortrieb – Oraki Hauptsammler Projekt, Hobson Diversion, Auckland, New Zealand“ von Craig Bournes, Product Manager bei Lovat Inc., Kanada
Craig Bournes stellte ein 2953 m langes Tunnelbauprojekt in einer Tiefe von 22 bis 80 m vor, welches einen Minimalradius von 500 m und einen Wasserdruck von 3 bar aufwies. Eine Detailanalyse der Maschinen- und Vortriebsparameter inklusive der Korrelation von Drehmoment, TBM-Vortriebsgeschwindigkeit und Konditionierungsparametern wurde vorgestellt. Das Projekt wurde 17 Tage vor dem geplanten Durchbruch im März 2009 nach 304 Tagen Vortrieb abgeschlossen.
„Onsite First Time Assembly – Hartgesteinsmaschine Jinping, China“ von Dave Long, Project Manager bei The Robbins Company, USA
Dave Long stellte das Jinping II Projekt in der chinesischen Provinz Sechuan vor, einem Wasserkraftwerk mit 4 Triebwassertunneln. Aufgrund des Fehlens geschulter lokaler Ingenieure wurden 16 Inspektoren aus den USA und Europa sowie 26 Ingenieure, Mechaniker und Elektriker von Robbins eingeflogen. Zusätzlich waren intensive Logistikplanungen wegen der beschränkten lokalen Platzbedingungen notwendig. Dave Long erläuterte, dass diese Verfahrensweise auch in abgelegenen Gegenden durchführbar ist und insgesamt ein signifikanter Zeitgewinn erreicht werden konnte.
„Kommerzielles Risikomanagement bei Leistungs-verträgen im Tunnelbau“ von John R. P. Battersby, Group Managing Director der BK Asia Pacific
John Battersby hob hervor, dass Risiken prinzipiell der Partei zugeordnet sein sollten, die am besten für das Managen dieses speziellen Risikos geeignet ist. Zurzeit werden diese Risiken jedoch meist verschoben: vom Bauherren zur Baufirma, weiter von Sub-Unternehmen zu Sub-Sub-Unternehmern. Zu den Themen Risiko-Management, Vertrags-Administration, Planung und Prozessmonitoring sowie Sub-Contract-Management wurden viele interessante Empfehlungen herausgegeben.