Türkei

Avrasya-Tunnel –
Neue Bosporus-Unterquerung

Bisher stellen zwei weit gespannte Brücken und Fährschiffe die einzige Straßenverbindung zwischen den Stadtteilen Istanbuls in Asien und Europa her. Für die bald 14 Mio. Einwohner der Stadt und den internationalen Transitverkehr soll sich die angespannte Verkehrslage jetzt durch den Bau eines neuen Straßentunnels unter dem Bosporus, des Avrasya-Tunnels, verbessern.

Die 3,4 km lange Tunnelröhre erhält zwei Fahrspuren je Richtung, angeordnet in zwei Ebenen. Die 5,4 km lange Zulaufstraße auf europäischer Seite wie die Kennedy-Straße werden dagegen von 2 x 3 und 3 x 2 auf 2 x 4 Fahrspuren vergrößert und die 3,8 km lange Zulaufstrecke auf asiatischer Seite mit Anschluss zur Schnellstraße Istanbul–Ankara von 2 x 3 und 2 x 4 auf 2 x 4 und 2 x 5 Fahrspuren.

Der Tunnel hat beiderseits ein Gefälle von 5 %, und an der tiefsten Stelle beträgt der Abstand von der Tunnelsohle bis zur Wasseroberfläche 106 m sowie am europäischen Portal 38 m und am asiatischen 54,6 m. Die geringste Überdeckung wird 26 m betragen. Nach umfangreichen Voruntersuchungen müssen beim Tunnelvortrieb wechselnde Schichten von Sand und Kies, Kalk- und Tonstein durchörtert werden – bei bis zu 12 bar Wasserdruck.

Zum Auffahren des Tunnels wird EPB-Schild mit 0 = 13,6 m, 4,9 MW Antriebsleistung und 23,3 MNm Nennmoment eingesetzt: Herrenknecht S-762, der Anfang Juli 2013 fertig gestellt wurde. Er erhielt den Namen „Yildirim Bayezid“ des Sultans, der zum Ende des 14. Jh. die Ausdehnung des osmanischen Reichs vorantrieb. Nach Demontage, Transport und Baustellenmontage wird der Mixschild Ende 2013 von einem Startschacht auf der asiatischen Seite den Vortrieb beginnen. Prognostiziert wird eine Vortriebsleistung von 8 bis 10 m/d. Die Tunnelröhre wird mit Stahlbetontübbings einschließlich Zwischendecke ausgebaut und erhält moderne Beleuchtung, Lüftung, Beschallung, Fotoüberwachung, Feuerlöscher, seitliche Randwege (Evakuierung) und alle 600 m eine Ausweichspur.

Die Tunnelvortriebsmaschine ist mit einem neuartigen Schneidradkonzept ausgestattet, bei dem zeit- und kostenaufwendige Einstiege für Wartungsarbeiten unter Druckluft verringert werden können. Das Schneidrad ist vom rückwärtigen Bereich unter atmosphärischem Druck begehbar, sodass von dort die Schneidrollen und ein großer Teil der Schälmesser sicher gewechselt werden können. Außerdem ist der EPB-Schild mit einem besonderen, neu entwickelten Schleusensystem ausgestattet, was im Bedarfsfall Drucklufteinstiege bei weit über 5 bar ermöglicht, sowie mit Verschleißdetektoren für einen besser planbaren Werkzeugwechsel. Das bauausführende türkisch-südkoreanische Konsortium YMSK besteht aus Yapi Merkezi Insaat ve Sanayi S.A. und SK Engineering & Construction Co. Ltd.⇥G.B.

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