Nachruf Prof. Dipl.-Ing. Heinz Wind
Am 20. August 2010 verstarb nach schwerer Krankheit kurz vor Vollendung seines
80. Lebensjahres Prof. Heinz Wind.
In seinen 37 Berufsjahren in der Bauwirtschaft hat Heinz Wind als Ingenieur an der Entstehung vieler anspruchsvoller Bauwerke und als Lehrer und Vorbild an der beruflichen und menschlichen Entwicklung vieler Jungingenieure prägend mitgewirkt.
Nach dem Studium an der Technischen Hochschule Hannover begann Heinz Wind im Technischen Büro der Julius Berger AG in Hamburg mit der Bearbeitung von Industrie- und Hafenbauten. Bereits nach 2 Jahren wurde er nach Venezuela entsandt zur Baustelle Maracaibo-Brücke. Es folgten viele Projektbearbeitungen für die Niederlassungen im In- und Ausland, bis Heinz Wind für 3 Jahre (dann schon bei Philipp Holzmann) das Baustellenbüro für die Großbaustelle Bewässerungsanlage Hofuf in Saudi Arabien übernahm. Diese beiden Auslands-Baustellentätigkeiten mit ihren Anforderungen, gute ausführungsreife Lösungen und exakte Arbeitsvorbereitung für technisch anspruchsvolle, wirtschaftlich und terminlich herausfordernde Aufgaben zu liefern, prägten ihn entscheidend.
Aus Venezuela stammt sein Spitzname „Chico“, mit dem er später allerdings meistens seine jungen Kollegen zu sich rief, um diese mit neuer Arbeit einzudecken.
1963 wechselte Heinz Wind zusammen mit seinem Freund Dr.-Ing. Hanns Simons zur Philipp Holzmann AG, wo sie gemeinsam den Aufbau der neuen Technischen Abteilung für Grundbau, Wasserbau und Tunnelbau innerhalb der Hauptverwaltung in Frankfurt leiteten. Als Hanns Simons 1974 auf den Lehrstuhl für Geotechnik an die TU Braunschweig berufen wurde, war es selbstverständlich, dass Heinz Wind sein Nachfolger in der Leitung der Abteilung für Grundbau, Wasserbau und Tunnelbau wurde und auch Simons´s Vorlesungsreihe an der TH Darmstadt über Spezialgebiete des Grundbaus und des konstruktiven Wasserbaus fortsetzte. 1986 wurde Heinz Wind zum Honorarprofessor der TU Darmstadt ernannt. Während der Vakanz des Lehrstuhls im April 1992 übernahm Prof. Wind für 1 Jahr interimistisch die Leitung des Lehrstuhls und der Versuchsanstalt für Bodenmechanik und Grundbau. Sein Engagement führte zur Gründung des „Fördervereins der Freunde des Instituts für Geotechnik an der TU Darmstadt e.V.“, dessen Vorsitz Prof. Wind in den folgenden 10 Jahre innehatte.
Noch wichtiger als sein Wirken an der Hochschule aber war die Arbeit, die Heinz Wind als Prokurist der Bauunternehmung Philipp Holzmann AG in deren Technischer Abteilung geleistet hat. Er verfügte über eine enorme Breite des technischen Wissens und der Erfahrung. So konnte er seine Kollegen der ausführenden Bereiche beraten auf den Feldern Hafenbau, Dammbau, Schleusen und Sperrwerke, Wasserkraftanlagen, Kaianlagen, Meerwasserentsalzung, Tunnel in Fels und Lockergestein, aufgefahren in Bagger-, Spreng- und Maschinenvortrieb, Unterwassertunnel, Druckluftcaissons, Baugruben, Gründungs- und Spezialtiefbauarbeiten und vielen, vielen mehr. Heinz Winds Bedeutung in der Anregung von Sondervorschlägen für alle inländischen Niederlassungen aber vor allem für die Auslandsabteilung der Philipp Holzmann AG ist kaum zu überschätzen. Er sprühte vor Ideen, wie man das ausgeschriebene Ziel auch auf alternativem Wege erreichen könnte. Sein „Brainstorming“ war berühmt und von manchen Kollegen auch gefürchtet. „Narrow minded people“ konnte er nicht ausstehen, Vorschriften waren für ihn Wegweiser; mit guten Gründen konnte man jedoch sehr wohl vom „einfachen“, genormten Weg abweichen, man musste dieses nur technisch richtig beweisen.
Die von Heinz Wind geleitete Abteilung T3 war die Ausbil-dungsabteilung der Philipp Holzmann AG. Etliche Bauleiter und spätere Führungskräfte des Konzerns sind durch diese Schule gegangen. T3-Absolventen trifft man heute in der ganzen Bauwirtschaft und an manchen Hochschulen.
Eine nicht zu unterschätzende Facette in Heinz Wind´s Berufstätigkeit war die des Erfinders, Forschers und Entwicklers neuer Bauverfahren. Über viele Jahre erhielt er den größten F+E-Etat des Konzerns; es entstanden Patente und Entwicklungen u. a. im Bereich der Tunnelvortriebsmaschinen und Tunnelauskleidungen mit Tübbingen und in Spritzbetontechnik, der Anwendung von Glas in der Abwassertechnik und bei Deponieabdichtungen, eine begehbare Sohle für Hochsicherheitsdeponien sowie eine Feste Fahrbahn für Eisenbahn-Schnellfahrstrecken. Viele Veröffentlichungen unter Wind´s eigenem Namen, aber auch die Mitarbeit als ungenannter Co-Autor bei technischen Prospekten des Konzerns und Berichten mehrerer Vorstände zeugen von seiner Entwicklungsarbeit. Vielen Kollegen und Geschäftsführern der damaligen Holzmann-Tochtergesellschaften diente Heinz Wind als technischer Berater und Ansprechpartner. Auch in der DGGT und in Normenausschüssen stellte Heinz Wind seine Erfahrung in Fachausschüssen zur Verfügung.
Die ehemaligen Schüler und Kollegen trauern mit der Familie um einen im persönlichen Auftreten vorbildhaften, freundlichen, gewinnenden und bescheidenen Menschen.
Es war eine Freude, mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen.
Dr. Knut Langhagen
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