Finaler Durchbruch beim Silvertown Tunnel
Noch vor dem geplanten Termin haben die Mineure von Riverlinx CJV Ende Juli 2023 unter Einsatz der größten Tunnelbohrmaschine im Vereinigten Königreich die Bohrarbeiten für die zweite Röhre des Silvertown Tunnels abgeschlossen. Der Silvertown Tunnel im Osten der Stadt wird die erste neu gebaute unterirdische Straßenverbindung zwischen den beiden Themse-Ufern seit über 30 Jahren sein.
Am 23. Juli 2023 erreichten die Baustellenmannschaften in London den erfolgreichen finalen Durchbruch mit dem Herrenknecht-EPB-Schild im Projekt Silvertown Tunnel
Credit/Quelle: Herrenknecht
Um der chronischen Überlastung des noch aus viktorianischer Zeit stammenden Blackwall Tunnels entgegenzuwirken, realisiert London mit dem Silvertown Tunnel im Osten der Stadt die erste neu gebaute unterirdische Straßenverbindung zwischen den beiden Themse-Ufern seit über 30 Jahren. Auf einer Gesamtlänge von 1,4 km führen jeweils zwei Fahrspuren durch den Tunnel. Dementsprechend groß dimensioniert ist der Durchmesser der von Herrenknecht designten TBM vom Typ EPB-Schild (Earth Pressure Balance Shield). Die von den Mineuren „Jill“ getaufte TBM ist die größte, die bisher in Großbritannien eingesetzt wurde: Der Schild-Durchmesser beträgt knapp 12 m. Die Maschine wiegt mitsamt den Nachläufern 1800 t und ist insgesamt 82 mr lang. Bis zum Abschluss der Arbeiten am 23. Juli 2023 hat „Jill“ 1120 Tübbingringe mit einem Gewicht von je rund 70 Tonnen für den Ausbau des Tunnels installiert. Das ausführende Joint Venture Riverlinx CJV hat damit den Vortrieb innerhalb von weniger als einem Jahr fertiggestellt. Der Durchbruch im Südtunnel war bereits Mitte Februar 2023 erfolgt.
180-Grad-Drehung mit 1450-Tonnen-Maschine
Beim Bau von Doppelröhrentunneln werden in der Regel entweder zwei TBM eingesetzt oder eine einzelne TBM wird demontiert und für den zweiten Vortrieb wieder an den ursprünglichen Startpunkt zurückgebracht. Aufgrund der Rahmenbedingungen entschieden sich die Projektverantwortlichen beim Silvertown Tunnel jedoch für einen anderen Weg: Die komplette Maschine wurde nach Abschluss der ersten Röhre um 180 Grad gedreht, um anschließend den Nordtunnel zu bohren (ein Video zum TBM-U-Turn finden Sie hier). Dafür hoben die Tunnelarbeiter eigens einen 18 m tiefen und 40 m langen, nach oben offenen Schacht aus.
Nach dem Durchbruch der ersten Röhre im Februar 2023 wurde die 1450 Tonnen schwere Schildmaschine mitsamt Schneidrad um 180 Grad gedreht für den Vortrieb der zweiten Röhre in entgegengesetzter Richtung
Credit/Quelle: Herrenknecht
Tatsächlich erforderte das Wenden einer so riesigen Maschine ein besonderes, von Herrenknecht entwickeltes Verfahren: Dabei wird die Schildmaschine mitsamt dem Schneidrad auf eine Art Schlitten gesetzt. Dieser wiederum gleitet auf mit komprimiertem Stickstoff gefüllten Kissen, sodass sich die Maschine mithilfe pneumatischer Kettenzüge exakt wenden und in die neue Position bringen lässt. In Paris und auf der Bahn-Neubaustrecke Stuttgart–Ulm war das Verfahren bereits erfolgreich angewandt worden. Die 180-Grad-Wende der 1450 t schweren Schildmaschine in London wurde von den Herrenknecht-Spezialisten an einem einzigen Tag bewerkstelligt.
Hinter dem neuen Silvertown Tunnel steht Transport for London, die für den Straßen-, Bahn- und öffentlichen Nahverkehr in der britischen Hauptstadt verantwortliche Institution. Diese vergab den Auftrag für Planung, Bau, Finanzierung und Betrieb des Projekts im November 2019 an das Riverlinx CJV (Construction Joint Venture). Dem Firmenverbund gehören die Unternehmen Ferrovial Agroman, BAM Nuttall Ltd und SK Engineering & Construction Ltd. an.